Messedekoreste, die wir aus den Gitterboxen ausräumten und sortierten. Natürlich verteilen wir einiges (z.T. sehr schönes) in der Belegschaft. Aber diese Grabscher-Mentalität kehrt unsere Schenkfreude doch ganz schnell ins Gegenteil. Außerdem bekommen erst mal die was ab, die sich im Vorfeld sehr angestrengt haben, die Marketing-Wünsche umzusetzen und damit zum Teil richtig viel Arbeit hatten. Pah.

Kommt mir irgendwie sehr bekannt vor. War in meiner alten Firma auch so. Die, die im Vorfeld am wenigsten für den Erfolg einer Messe getan haben, wollten sich anschließend im Glanze sonnen und alles für sich verbuchen. Ätzend sowas.

Unverständlich, oder?

Ich arbeitete bis letzte Woche so halb in der Kosmetikbranche. Auf jeder Weihnachtsfeier wurde ein großer Tisch hingestellt und darauf alle Proben und Werbegeschenke und Messe-Reste angerichtet, die sich im Laufe des Jahres angesammelt hatten. Teilweise recht teures Zeugs. Jeder durfte sich ein bisschen was vom Tisch grabschen, so als kleines Weihnachtsgeschenk.

Als vor zwei Jahren die ersten Kolleginnen mit Klappwäschekorb ankamen, fand diese Tradition ein jähes Ende.

Kann ich gut verstehen. Echt furchtbar. Aber trotzdem will man die Sachen ja nicht wegschmeißen.

Wir haben das jetzt abteilungsweise aufgeteilt, damit auch die bescheideneren mal was abbekommen. Dann kloppen die sich wenigstens nur noch im kleineren Kreis.
Größere Sachen werden bei ebay verkauft und in die allgemeine Kaffeekasse für die nächste Weihnachtsfeier gegeben. So hat auch jeder was davon.

Als Besucher darf man das ja auch. Da muss man ja nicht teilen.
Ich selbst habe letzte Woche auch 2-3 Sachen sehr gezielt mitgenommen, weil ich weiß, dass ich sie brauchen kann. Aber jeden Kugelschreiber, jedes Gummibärchentütchen brauche ich dann auch nicht. Und gegen manche Tasche konnte ich mich gar nicht wehren. Aber irgendwann weiß man ja gar nicht mehr, wohin mit dem Zeugs. Denn viel mehr als Zeugs ist es oft ja gar nicht.

Auf der Buchmesse ist das auch teilweise schlimm, das Mitnehmen und die Gier im Allgemeinen, vor allem bei den Leuten, wo man denkt, die wären nicht drauf angewiesen.

Bei uns am Stand wurde sogar geklaut. Dinge, die für Vorführungen gebraucht wurden und z.T. auch sehr hochwertig waren. Da hat man mal 2 Min nicht hingeguckt, und schon war das Zeug weg. Schlimm. Es stürzt uns nicht in den Ruin, aber ich fand es schon sehr blöd, weil meine Kollegin bei den Vorführungen doch etwas improvisieren musste, weil wir keinen Ersatz dabei hatten.
Und an der offen stehenden Deko hat man sich auch vergriffen. Sehr bescheuert, vor allem, weil wir es auch so hergegeben hätten, wenn man uns freundlich gefragt hätte - DAFÜR hatten wir nämlich reichlich Nachschub.

Ich war zwar noch nicht viel auf anderen Messen, aber ich glaube, dass auf Buchmessen mit am meisten geräubert wird - bei Büchern geht das ja schnell, und bei einem großen Stand auch nicht so schwierig. Genommen wird eigentlich alles, was nicht zu schwer ist, obwohl, einmal haben sie uns einen Uraltkopierer gestohlen, einen von den ganz fies schweren, sehr merkwürdig.

Woran ich speziell denke: eine Dame mit Haus auf Mallorca und auch sonst ganz okayem Lebensstandard kommt seit Jahren immer zu uns, weil sie mal mit jemanden Ehemaligen bekannt war; sie bringt irgendwelchen Quatsch von woanders mit - Kugelschreiber, Schlüsselanhänger und son Zeuch ("Das könnt ihr doch gut gebrauchen" meintse immer zu uns) -, um dann kräftig bei uns einzusammeln. Das geht dann soweit, dass sie am letzten Tag die übrig gebliebenen Sachen aus der Küche einsackt, i.e. Wein, Sekt et cetera ("Den trinkt ihr doch nicht, oder?"). Na. Seit wir vor zwei Jahren etwas deutlicher zwischen den Zeilen waren, hat auch das nachgelassen.

Wie unverschämt! Und keiner gebietet ihr Einhalt? Ich würde ihr freundlich aber bestimmt die Grenzen zeigen.

Edit: Ahh... jetzt ja... dann ist ja gut. ;o)

Ja, genau Edit :)

So isset, Karl.