Und während ich da im Auto saß und wartete, fiel mir auf, ich hab mein Handy nicht dabei. Und so saß ich also da in der Gewissheit, dass der Mensch, auf den ich da wartete, sicher den Bogen überspannen würde und ich säße sicher auch nach 10 Minuten noch da. Und ich dachte mir, och, mal mal das Radio an und wurde auch mit einem interessanten Bericht belohnt. Der Bericht war aber nur weitere 10 Minuten lang und dann kam doofe Musik. Also langweilte ich mich mal wieder und überlegte mir, wie lange ich noch bereit sei zu warten. Würde ich fahren, müsste derjenige mit dem ÖPNV zurück fahren. Damit kennt er sich so gar nicht aus. Naja. Selbst schuld eigentlich. Was lässt der mich hier so lange sitzen? 5 Minuten noch. Dann kam er... lachend, scherzend, ich stumm.

Biste sauer?

Ja.

Warum? Ich hab doch gesagt komm mit hoch, das dauert länger.

Und ich habe gesagt, dass ich nicht will, dass das länger dauert und ich wollte erst recht nicht bei Themen zuhören müssen, die mich nicht interessieren. Du wolltest nur was abgeben und ich sollte mit fahren... kein Problem. Mach ich gern. Aber ich steh nicht gern länger als 30 Minuten in der Gegend rum. Das finde ich respektlos.

10 weitere Minuten Diskussion auf dem Rückweg. Er hat immernoch nicht verstanden, was ich meine.

Die Sonne steht jetzt hoch genug, um nachmittags, wenn ich Freizeit habe, über die blöde, riesige Kiefer unseres Nachbarn rüberzugucken, die uns im Winter immer das Licht nimmt. Aber das ist ja jetzt vorbei und ich kann - sofern ich Zeit habe - da draußen sitzen, lesen, mir den wintermüden Pelz wärmen und schon mal die erste Charge Melanin in Auftrag geben.
Heute.

Ich hab 'ne Sträne. Jetzt habe ich eben einen Brotteig angerührt und habe ihn artig eine gute Stunde gehen lassen. Funktioniert prima. Mach ich ja immer so. Dabei stand er, wie immer, im ganz leicht vorgewärmten Backofen. Nix Neues. Neu ist aber, dass der Brotteig heute meinte, die riesige Backform sei für ihn nicht groß genug. Er ergoss sich in den Backofen. Er hat mich sozusagen übergangen.

Die Wogen der privaten und beruflichen, überschäumenden Wellen haben sich geglättet. Die Sonne scheint. Vögel zwitschern, die Luft schmeckt gut und meine sonst so zerstrittenen Kolleginnen haben heute schon miteinander gelacht. Meine Augen wollen heute noch nicht so richtig, dafür ist meine Haut anwesender als sonst. Ich spüre jedes kleine Reiben meiner Kleidung auf der Oberfläche. Angenehm.
Der Tag fühlt sich blumig-wattig an. Ein guter Anfang.

D:"Irgendwann mal, hätte ich gern mal ein größeres Bett. 1,60 könnten mir wohl schon reichen."
G: "Wozu?"
D: "Weil ich auch nachts, wenn Du Dich schon breit gemacht hast, gerne die Möglichkeit hätte, mich so [ich drehe mich auf den Bauch, winkel ein Bein seitlich an und lege meine Arme rechts und links rund um den Kopf] hinlegen würde!"
G: "Ach was! Wir brauchen kein neues Bett. Ich finde, wir brauchen gar nicht viel Platz, denn ich liege am liebsten so!" sagt er, legt seinen Kopf auf meine Schulter, seinen Arm auf meinen Rücken, sein Bein auf meinen Po und rutscht dabei so nah es geht an mich heran. Hautkontakt. Warm. Eng.
D: "Genau das ist das Problem." sage ich erstickt.

Ich brauche heute Bewegung an der frischen Luft.

...

Ich glaube, ich putze gleich Fenster.

...

Edit: Ach nee... doch lieber nicht.

Spitzen-Kropfband, Netzhandschuhe, rüschiger Rock, Spitzenhemdchen unter'm Jäckchen, silber-graue glatt geföhnte Haare mit Doris-Day-Welle, extra schlecht gezogener Lidstrich, roter, kleiner Mund, Schönheitsfleck auf der rechten Wange, mollig mit skurilem Handtäschen... Ich stand an der Theke. Eine Matrosin kam herüber, legte eine Hand auf meine leider gut gepolsterten Hüften und sagt: "Sehr geniales Kostüm. Aber ich überlege schon den ganzen Abend, wie Du das hinbekommen hast!" und meint meine Polster. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen und sagte: "Jahrelange harte Arbeit." Sie wäre am liebsten im Boden versunken.

Da wir gestern es nicht zum Konzert geschafft haben, würde ich G. heute gerne ins Kino einladen. Eigentlich würde ich ja auch gerne "Departed" sehen. Aber der läuft erst so spät, dass ich sicher im Kino einschlafe, erst nachts um 4 wieder aufwache und dann verzweifelt die Polizei hole, die mich dann raus holen muss.
Welchen Film der derzeit läuft, kann man gut empfehlen?

Es war einmal ein kleiner G. Der hatte auf dem Balkon der Wohnung seiner Eltern ein Vogelhäuschen befestigt. Es lag schön geschützt in den Zweigen eines buschigen Busches, der gleich vor dem Geländer wuchs. Und weil das Häuschen so geschützt lag, war dieses Häuschen bei Meisen und anderen kleinen Vögeln sehr beliebt. Eines Tages jedoch zog jemand dort ein, der dort gar nicht hingehörte: Ein junges Eichhörnchen, dessen Popo immer nur so gerade noch durch das Loch des Vogelhäuschens passte. G. und seine Mama freuten sich über diesen ungewöhnlichen Nachbarn , der auch mit der Zeit sehr zutraulich wurde und immer pünktlich seine Nüsse auf der Fensterbank abholte.
Eines Tages jedoch, G. war gerade erst aufgestanden und traute seiner Wahrnehmung noch nicht so recht, lag Chip tot auf dem Boden des Balkones. Mit Ach und Weh wurde sein Tod bedauert und betrauert. Doch G. wäre nicht G, wenn er nicht gleich schon wieder eine seiner Ideen hätte. Und seine Mom fand sie eigentlich auch ganz toll. Man wollte Chip ausstopfen lassen. Man suchte also einen Präparator und rief ihn an. Der sagte ihnen, dass das im Grunde gar kein Problem aber er bräuchte eine Bescheinigung von einem Bildungsinstitut, in dem stünde, dass das Eichhörnchen zu Lehrzwecken verwendet würde. Eichhörnchen stünden unter Naturschutz und da könne es drei Mal einfach so tot auf dem Balkonboden gefunden worden sein. Es nutze nichts, er bräuchte so einen Wisch. Für G. ist ja nie irgendwas ein Problem und versprach sowas zu besorgen. Er fragte noch den Präparator, was er denn, bis er den Wisch habe mit dem Eichhörnchen tun solle. "Das ist einfach. Frieren sie es ein!" sagte dieser und legte auf. G. ist ja vor nix fies und tat wie ihm geheißen. In den nächsten Wochen begab er sich also auf die Suche nach einem Wischschreiber, fand aber keinen. Das Eichhörnchen lag aber immernoch im elterlichen Tiefkühlfach.
Und wäre er nicht irgendwann mit dem TK-Chip ausgezogen, läge es ganz sicher noch immer dort.
Irgendwann feierte G. eine große Party in seiner ersten Wohnung. Zu später Stunde munkelte man unter den Gästen: "G. hat ein Eichhörnchen im Tiefkühlfach!" "Quatsch!" "Unsinn!" "Nein, echt wahr!"
Und da viele bereits das eine oder andere Schlückchen Alkohol getrunken hatten und der Mut überaus groß war, lüftete man gemeinschaftlich das Geheimnis. Chip wurde aus seinem Übergangsstadium befreit und man gönnte ihm eine überaus anständige, großzügige Bestattung mit vielen Gästen und lauter Musik.

R.i.P, Chip. Dein Abgang muss grandios gewesen sein.