Chef: Oh, sie klingen die Tage aber auch sehr sonor.

ich: Ja, ich könnte Zara Leander derzeit perfekt kopieren

Chef: Sind Sie schon aufgetreten?

ich: Ich bin leider noch nicht entdeckt worden.

Chef [im Rausgehen]: Aber vorgestern war doch Führers Geburtstag!

Meine Lieblings-Firmen-Putzperle wurde vorgestern recht kurzfristig freigestellt. Wenn Sie da war, lief hier alles wunderbar glatt. Die Schreibtische waren sauber, die Büros gelüftet, gestaubsaugt, die Toiletten sauber und mit Handtüchern und Klopapier ausgestattet, die Teeküche ordentlich und das Geschirr immer in ausreichender Menge gespült, weil die Dame es schaffte, die Spülmaschine immer dann laufen zu lassen, so dass der Großteil der Mitarbeiter morgens seine Lieblingstassen, -gläser und -löffel parat hatte. Ihr ganz besonderer Service bestand daraus, dass sie jedem sogar seine Tasse morgens auf den Schreibtisch stellte. Sie wusste immer, wem welche Tasse gehört, wer dazu einen Löffel braucht und ob er ein Glas noch dazu haben möchte. Als ich mein Glas ein paar Mal nicht benutzte, bekam ich auch keines mehr. Es war mir immer ein Rätsel, woher sie das so genau wusste, denn immerhin kam sie morgens um 5 und ging gegen 11:00 Uhr und sah eigentlich nie, wer welche Tasse benutzte und ob er ein Glas... und so.
Als ich vorgestern von ihrer Entlassung hörte, war ich geschockt. Mit ihren über 50 Jahren und einem etwas labilen Gesundheitszustand wird sie es auf dem Arbeitsmarkt nicht leicht haben. Außerdem ist das eigentlich so gar nicht die Art meiner Firma, wo die Fluktuation extrem gering ist und keinem Querkopf gekündigt wird, es sei denn er stiehlt das Familiensilber.
Ab jetzt werden unsere Büros von einer externen Putz-Dings-Firma geputzt. Davon ist nur wenig zu merken. Immerhin ist das Klopapier noch nicht aus. Das stimmt schon mal froh.
Dennoch musste ich meinen Kaffee gestern schon mit einer Kuchengabel umrühren und meine Tasse auch noch selbst aus der Küche holen. Sie war aber erst gegen 10 aus der Spülmaschine. Ein Fuchs, wer eine Zweit-Tasse besitzt.

Ich habe mir jetzt (inspired by Mrs. Novemberregen) ein Protest-Schild gebastelt:


(Original-Maß: Din A4)

Heute ist Kaffeelöffeltag. Gestern war Kuchengabeltag. Chefchef hat heute Kuchengabel-Tag. Ich werde ihm gleich anbieten, ihm auch ein Schild auszudrucken.

Mein Mittagessen bestand heute aus zwei kleinen Tüten Gummibärchen, die ein Dienstleister freundlicherweise seinen Mustern an mich beigelegt hat.

° Doktor der Biologie, stiller, großer, verhuschter Mann, der gern in seinem Kämmerlein sitzt und in seinen Büchern wühlt. Emails zu beantworten fällt ihm zuweilen schwer und dauert, aber wenn, dann fachlich präzise und fundiert.

° Künstler, brotlos aber talentiert, breites Wissensspektrum, verbal sehr versiert, arbeitet im Lager

° 17-18 jähriger Azubi, sympathisch, flott bei der Arbeit, geschickt, eigentlich zu schlau für eine Ausbildung als Handelsfachpacker

° Groß- und Außenhandelskaufmann, fand die Bürowelt so unecht und oberflächlich und hat sich vor einigen Jahren lieber ins Lager versetzen lassen und ist dort mit Wonne das Mädchen für alles. Anfang 40 ein echter Gothic, was man trotz Arbeitkleidung sofort sieht, 4 Kinder, glücklich

° Abteilungsleiter, spießig im Alltag, am Wochenende oft als DJ unterwegs, besitzt über 3000 Schallplatten und 1500 CDs... hat einige sehr gute Scheiben dabei, kein Schlager-Zeug oder so

° Geschäftsführer, Mitte 40, hat vor 3 Jahren angefangen Klavierunterricht zu nehmen und sich damit einen Kindheitstraum erfüllt, philosophiert gern, guter Menschenkenner

° Mathematiker, hat leider immer wieder gesundheitliche Probleme und galt als schwer vermittelbar, arbeitet in unserem Lager und ist dort eine echte Struktur-Hilfe

... und das ist nur der Anfang.

Ach jeee....

... wolllte ich das Morgenrot fotografieren.
... wollte ich es hier online stellen.
... dachte ich, es könne ein schönes Bild werden.

Doch
... heraus kam das da:


:o(

Doof das.

Meine frühere Lieblingskollegin ist in ihrem neuen Job unzufrieden und vermisst uns. Sie würde gerne wieder kommen. Wir würden sie gerne zurück nehmen. Sofort! Fragt sich nur, was der Chef dazu sagt... Das wäre das zweite Mal, dass sie zurück kommt.
Schön wäre es alle mal. Sie hat wirklich ein großes Loch gerissen.

Während der da vorne erzählte und versuchte aus uns allen totale Top-Verkäufer zu machen, plagten mich Kopfschmerzen allererster Güte. Ich bin ja froh, dass ich die Fähigkeit der Verdrängung mein eigen nenne und sogar das meiste mitbekommen habe. Der Typ war nicht mal schlecht und hat mich zu guten Ideen inspiriert. Am Schlimmsten fand ich aber die beiden Nöglerinnen einer Personalvermittlung mit denen ich mich in der Kaffeepause unterhielt. Die beiden maulten rum, das alles sei für die ja gar nicht anwendbar. Im Bereich B2B sähe das alles ja total anders aus. "Und wie sieht das bei Ihnen aus?" fragte mich dann eine. "Meine Firma bewegt sich auch ausschließlich im Bereich B2B. Natürlich lassen sich die hier angerissenen Tipps nicht 1 zu 1 umsetzen. Aber ich sehe da durchaus Ansätze, wie wir das für uns umstricken können." sage ich und lache sie an. "Ach, sie sind ja ein optimistischer Mensch..." murmelt die Kollegin der Nörglerin. Ich konnte mir ein "Entschuldigung!" gerade noch verkneifen.

Ich werde morgen in bequemer Kleidung, die auch mal einen Ölfleck abbekommen darf und mit dicken Socken in einem beruflichen Seminar sitzen. Ich bin ja mal gespannt.