Samstag, 10. März 2007
Alternde Eltern
"Ach, gibt es Euch auch noch?" fragt sie, als ich heute mittag anrufe. "Ja. Wie geht es Euch?" "Heiter bis wolkig. Es gibt gute und nicht so gut Tage. Ob wir weg gehen können, bestimmt die Tagesform. Es geht ihm nicht gut. Würde ich ihn nicht regelmäßg sanft dazu schubsen, würe er gar nicht mehr vor die Tür gehen."
Es macht mich traurig das zu hören. Ich schäme mich, dass ich nicht mehr für sie da bin. Ich würde gerne viel mehr für sie tun, sehe aber kaum eine Möglichkeit.
Ich hetze durch den Beruf und suche Ausgleich in der Freizeit. Hier mit dem Kind diskutieren und für die Schule lernen, da den Haushalt machen, mit ein bisschen Glück jeden Tag ein Kapitel im Buch lesen oder mit G. ein Konzert besuchen. Wobei mir auffällt, dass das letzte schon viel zu lange her ist. In diesem Alltagsmosaik brechen Dinge wie die Freundin meiner Tochter aus dem Muster aus und rauben mir die Kraft. Gleichzeitig um sich schlagende Dienstleisterinnen geben mir den Rest. Eltern vergessen, Alltag aus den Fugen, Bälle zurück werfen und keine Zeit eigene Strategien für die Zukunft zu entwerfen. Ich lebe im Jetzt, was ja so toll sein soll und vergesse trotzdem meine Eltern. Ich schäme mich. Wirklich.

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Ich finde nicht, dass das ein Grund ist, sich zu schämen. Sie können sich nun mal nicht zerreißen. Ihre Eltern sind sicher froh und stolz, dass sie Ihr Leben samt Kind, Partner und Job so gut meistern. Und sie haben bestimmt Verständnis, dass das viel Zeit und Energie schluckt. Sich eine Weile nicht zu melden heißt doch nicht gleich, dass man nicht an den anderen denkt.

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Das Problem ist, dass sie Hilfe brauchen. Sie sind ja nun auch schon ein Stück älter und mein Vater hat eine Reihe von Schlaganfällen hinter sich, die ihn gottweidank nur in einigen Bereichen unselbständig machten.... aber dennoch, meine Mutter schafft das auf Dauer nicht allein. Auch sie braucht Phasen in denen die auftanken kann. Diese Phansen könnte ich ihr verschaffen.

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Hmm. Ich kenne diese Problematik von meinen Großeltern, die eigentlich nicht mehr selbständig wohnen können, sich aber weigern, aus ihrem Haus auszuziehen.

Deshalb versuchen wir im Moment eine möglichst engmaschige Betreuung zu organisieren, so dass die beiden so wenig wie möglich alleine sind. Das ist aber gar nicht so einfach, da zum einen alle Kinder (und die Enkel sowieso) berufstätig sind und selbst Familie haben, und wir noch dazu in einiger Entfernung zu den beiden leben.

Gibt es denn bei Ihnen Geschwister oder andere Familienangehörige, die Ihrer Mutter ebenfalls diese Phasen des Auftankens ermöglichen können? Alleine ist das ja gar nicht zu schaffen...

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Mein Vorteil ist, dass ich nur 10 Min mit dem Auto entfernt wohne. Das macht Stipvisiten leichter. Meine Geschwister? Helfen? Nie im Leben. Die machen das Ganze eher schlimmer, weil sie ihr eigenes Leben kaum auf die Reihe bekommen... muss ich leider so deutlich sagen. Um meine Geschwister machen sich meine Eltern permanent Sorgen. Sie würden die Situation unglaublich verbessern, wenn sie mal endlich auf eigenen Beinen zu Stehen kommen. Aber damit ist nicht zu rechnen.

Natürlich kann ich nicht alles auffangen. Aber meine Mutter ist ja noch weitest gehend fit. Wir müssen das erst mal zu zweit hinbekommen...

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das macht mich nun echt nachdenklich.

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Ja? Warum?

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ich habe zwei geschwister die beide weit entfernt leben, ich bin halt derjenige welcher, immer...

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Ist bei mir andersrum,
jetzt, wo ich hier bin (und der Rest meiner Sippe da unten).

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Und noch läuft bei Ihrer beiden Eltern alles gut?

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Ja,
im großen und ganzen kann man nicht meckern. Vor allem, seit die lange Funkstille zwischen meiner Frau und ihren Eltern beendet ist. Das war echt kein Zustand. Aber nicht zuletzt die Kleine hat da viel bewirkt. ;-)

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Kinder lösen einige Problem, ohne selbst davon zu wissen. :o)

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recording time: 6920 Tage
last track: 2014/01/25 19:09
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