Sonntag, 1. April 2007
Kein Aprilscherz
Heute war wieder Trödel. Wir mit eigenem Stand. Gestern Wagen gepackt und G. heute nachts schon ganz früh hin, weil wir natürlich keinen Stand reserviert hatten. Ich war dann die Frühstücksdelegation die in den Morgenstunden nach kam.
"Sag mal" begrüße G. mich "die alte Puppe mit dem Plastikkopf, die war doch zu verkaufen, oder?" Mir schwante gleich Übles. "Nein. War sie nicht! Warum?" "Hmm... ich glaube, da ist uns ein Fehler unterlaufen. Die habe ich unserem Nachbarn für 10,- € verkauft. Guck, er hat sie jetzt bei sich sitzen und will sie weiter verkaufen." Ich guckte und mir blieb das Herz stehen. Da saß Hänschen, die alte Käthe-Kruse-Puppe meiner Mutter, die selbstverständlich nicht verkauft werden sollte, auf dem Verkaufstisch unseres schmierigen Nachbarn. Nach und nach stellte sich auch heraus, dass G. auch noch eine Schildkrötpuppe von J. nebst altem, kleinen Puppenbett verkauft hatte. 8,-€. Und noch einige meiner alten, schönen, geschnitzten Handpuppen, wovon aber noch einige da waren. Mein Tag war gelaufen. Ich fluchte schimpfte und fing an zu weinen. G. versuchte den Nachbarn zu erweichen und ihm zu erklären, dass ihm ein Irrtum unterlaufen sei. Dieser blieb aber stur. Nein auf keinen Fall. Auch nicht für 50, - €, die G. ihm bot. Ich war fix und fertig, zitterte, heulte, verfluchte G. und mich selbst dazu, dass ich die Sachen, die ich für meine unzähligen Enkel aufbewahren und erhalten wollte, nicht besser wegsortiert hatte, nachdem wir in Js Zimmer vor einigen Monaten aussortiert hatten. G. lief ganz bedröppelt auf dem Stand hin und her und suchte die unverkäuflichen Sachen aus der Tüte zusammen und entschuldigte sich 100 Mal. "Komm, red Du doch mal mit ihm." forderte G. mich auf, auch selbst mal zum Nachbarn zu gehen. "Nix! Dem schlag ich sonst in die Fresse!"
Einige Zeit später kamen zwei Freundinnen an unseren Stand und bekamen meine ganze Trauer, Wut und all meinen Frust ab, während ich von dem Irrtum erzählte.
Irgendwann gingen sie, nachdem sie mich genügend bedauert hatten. Weitere 10 Minuten später klingelte mein Handy. Den beiden hatte die Geschichte keine Ruhe gelassen und sie hatten ausführlich darüber diskutiert. Eine der beiden ist juristisch durchaus bewandert und meinte, ich solle mit Polizei und einer Anzeige drohen, weil der Kauf einem Irrtum unterlegen sei. Aus diesem Grund sei der Vertrag ungültig und müsse rückgängig gemacht werden. Und der Verkäufer und seine Frau sähen ja nun nicht so aus, als wenn sie viel Lust auf Polizei hätten. Ich sah meine Chance und erzählte G. davon. Der ging auch gleich rüber und versuchte ihnen auf sachliche Art deutlich zu machen, wie die rechtliche Lage sei. Kein Erweichen. Nun schaltet ich mich doch ein. Die Frau wollte mit mir diskutieren. Was wäre denn gewesen, wenn eine normale Kundin die Puppe gekauft hätte? Die hätte ich ja nie wieder gefunden und hätte jetzt einfach Pech. "Richtig." sagte ich "So ist es aber nicht. Wir reden hier nicht von 'was wäre wenn' sondern von dem was ist. Und sie haben hier leider ein altes Familienstück gekauft, das nur fälschlicherweise hier auf dem Trödel gelandet ist. Und da sie sich nicht kooperativ zeigen, rufe ich jetzt eben die Polizei und erstatte Anzeige." Ich drehte mich um, ging ein paar Meter weiter und zückte mein Handy. Und plötzlich gings doch! Jaa, das sei ja nicht so gemeint gewesen. Man habe G. nur ein bisschen zappeln lassen wollen. Die Frau war schon losgezogen, um Hänschen ein neues Kleid zu kaufen. Ein authentisches ohne Klettverschluss. Und so erfuhr ich, dass Hänschen eigentlich ein Mädchen ist und wahrscheinlich das so genannte 'Eierköpfchen' ist. Man holte einen Katalog heraus und zeigte uns eine Abbildung und ich fiel fast um. In sehr gutem Zustand wird Hänschen heute für über 800,- € gehandelt. In dem geliebten und in dem bespielten Zustand, den ich endlich wieder an mich drückte, kostete sie immernoch 450,- €! Das wäre für unseren Nachbarn ein phantastisches Geschäft geworden.



Nun sitzt Hänschen aber erst mal auf unserer Kommode und darf noch weiter in der Familie bleiben. Auf jeden Fall wird er/sie nie wieder in einer komischen Tüte landen.

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