Eben war ich bei meinem Lieblingsfriseur, damit meine Haare nicht meinen Gemütszustand spiegeln. Naja, zumindest nicht so sehr. Und ich mag meinen Friseur ja sehr gern. Wenn wir allein in seinem kleinen, schrägen Laden sind, kommen wir ins Reden. Wir haben schon philosophiert, reden gerne über Kunst und Musik, haben in einigen Dingen die gleiche Weltanschauung und ich glaube, er mag mich auch.
Heute begrüßt er mich, fragt wie's mir geht und ich sage zu zögerlich gut. Er legt mir die Hand auf die Schulter und sagt, er sei gleich ganz für mich da. Er verleiht den Haaren des Kunden vor mir einen letzten Schliff, kassiert und kommt zu mir. Erst das Fachliche, damit er los legen kann und dann fragt er Was ist los? Ich erzähle. Alles. Ich schlucke und sehe mir dabei auf die Füße. Zwischendurch versorgt er mich mit Birnensaft, streicht mir kurz über sie Wange, was so unglaublich gut tut und ich spüre, wie ich entspanne und tiefer in den Stuhl sinke. Die Kopfmassage fällt heute länger aus und wir schweigen.
Dann erzählt er. Von seinem zur Zeit auch sehr turbolenten Privatleben, was auf der einen Seite schön und auf der anderen Seite ganz schrecklich ist. Dann schweigen wir wieder. Ein friedliches, beruhigendes Schweigen. Und ich bekomme noch einen Birnensaft.