Freitag, 10. Oktober 2008
Zwiespalt
Meine Chefin ist schwanger. Ab März nächsten Jahres geht sie in Mutterschutz. Chefchef hat ihr angeraten, nur ein halbes Jahr Pause zu machen, sonst könne er ihr ihren Job nicht frei halten. In dieser Zeit werde ich kommissarisch die Abteilung übernehmen und auch das eine oder andere Großprojekt zu betreuen haben, aus dem sie sich jetzt schon raus halten möchte, um nicht zu viele Köche an den Breitöpfen stehen zu haben.

Menschlich wie beruflich hadere ich oft mit ihr, dennoch mag ich sie. Irgendwie. Ich mag aber auch meinen Job und würde/werde einiges anders machen als sie. Das halbe Jahr ist also eine Chance für mich. Der Gutmensch in mir meldet sich aber vehement zu Wort und sagt: "Ja, zeig was Du kannst, kegel sie aber nicht aus dem Spiel. Das kannste doch echt nicht machen, Du!" Oder kann ich doch? Und wie macht man das auf subtile und charmante Art?

Außerdem kommt auf jeden Fall und unweigerlich ein weiteres Problem auf mich zu: Ich habe eine 30-Stunden-Stelle. Schon jetzt komme ich phasenweise mit dieser Zeit kaum aus und stapel gelegentlich 120 und mehr Überstunden auf meinem Zeitkonto (die in der Regel nicht ausbezahlt werden). Und das wird nächstes Jahr sicher nicht weniger werden. Im Gegenteil. Soll oder will ich denn eine VZ-Stelle? Die Frage ist auch, ob die das hier überhaupt machen werden. Man ist ja hier etwas angestaubt und bewegt sich nicht so gern. Oder gibt es innovative Zwischenlösungen, die auch vertraglich festgehalten werden können?

Und wie geht man solche Gespräche an? Sowas ist hier leider nicht an der Tagesordnung und ich glaube nicht, dass der Chefchef von selbst auf mich zukommen würde. Ach Mensch, ich kann sowas nicht, will aber!

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Wegen der Gewissensbisse: nicht haben! Mache den Job so, wie Du meinst. Wer weiß, ob die nach der Auszeit nicht doch Geschmack an der Mutterrolle findet und länger weg bleibt. Dann ärgerst Du Dich, weil Du nicht zeigen konntest, was Du "drauf hast".

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Ich werde uaf jeden Fall zeigen, was ich drauf habe und damit nicht hinterm Berg halten. Dazu bin ich viel zu leidenschaftlich und perfektionistisch bei den kommenden Projekten, die in der Zeit auf mich zukommen.

Ich kann mir aber sicher sein, dass sie im Oktober zurück kommen wird. Sie ist auf das Geld angewiesen, da jetzt schon klar ist, dass sie alleinerziehend sein wird.

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1. Machen
2. So machen, wie es Ihnen entspricht. Verbiegen Sie sich oder die Sache nicht.
3. Führen Sie bei der Übergabe auf jeden Fall ein gut vorbereitetes, sachliches "Struktur"-Gespräch. Weisen Sie auf den erhöhten Aufwand hin und bitten Sie um kreative Lösung (z.B. Aufstockung Ihrer Stunden).

Ich weiß nicht, ob man von außen mehr zu solchen Sachen sagen kann. Ich kenne Ihre Firma nicht oder die Projekte, um die es geht. Ich glaube aber nicht, daß man seine alteingesessenen Vorgesetzten so einfach "rauskegelt". Sie werden die ja nicht schlecht machen, sondern der Sache nur einfach Ihren eigenen Stempel aufdrücken. Zeigen Sie, was Sie können. Sie haben offensichtlich Lust darauf - und solche Chancen gibt es nicht oft.

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Ich schließe mich Herrn Kid da voll und ganz an. Und füge hinzu: eigene Leistungen, vor allem, wenn sie gut sind, bedeuten nicht zwangsläufig, daß man jemanden diskreditiert oder "rauskegelt". Es bedeutet, daß man sich seiner Arbeit nicht zu schämen braucht, wenn man sie gut macht, daß man auch die Chance hat, seine eigenen Ideen unterzubringen und andere davon zu begeistern. Mit einer Teilzeitstelle den eigenen Job UND den einer Ganztags-Vorgesetzten zu machen - da müssen wirklich kreative Lösungsansätze her.....

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Najaa, ich bin mir dessen sicher, dass ich schon auch dazu beitragen könnte, sie in Miskredit zu bringen, da sie beim Inhaber (der von der Party) ohnehin einen schlechten Stand hat. Da müsste ich warscheinlich nicht mal sehr offensiv werden.

Einen guten Job mache ich immer, wenn mir eine Sache Spaß macht. Ich bin froh, dass das 80-90% meiner Aufgaben sind. Durch den Rest kämpfe ich mich passabel durch.

In der Zeit werde ich einige meiner eigenen jetzigen Aufgaben an andere deligieren müssen. Ungern, weil ich mich damit abfinden werden muss, dass sie dann schon mal etwas fehlerhaft bearbeitet werden, aber die meisten anderen, zu erledigenden Dinge werden Priorität haben.
Meine Chefin überarbeitet sich allerdings nicht. Wo ich nicht weiß, wie ich meine Überstunden abbauen soll, hat sie meistens ein Minus auf dem Zeitkonto. Mit einer Vollzeitstelle, werde ich das Kind also schon schaukeln können. Allerdings wollte ich schon vor 1,5 JAhren eine Vollzeitstelle haben, die aber abgelehnt wurde. Ob sie bereit sind, mir JETZT eine zu geben, ist die Frage, denn sie werden das nach den 6 Monaten nicht mehr rückgängig machen können.

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Warum sollte man das nicht wieder rückgängig machen können? Verträge sind variabel. Man könnte zum Beispiel einen zeitlich befristeten Vertrag über die Stunden schließen, die Dir zu einer Vollzeitstelle noch fehlen. Dann hast Du sozusagen Deine unbefristete Stelle plus eine befristete Teilzeitstelle. Eine Bekannte von mir hatte sogar mal zwei befristete Teilzeitstellen mit unterschiedlicher Laufzeit, sowas geht alles!

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Hmm, danke für den Hinweis! :o)

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Natürlich
Aus meiner Sicht ist die Sache ganz einfach: jeder sollte eine Aufgabe, die er/sie übernimmt, so gut erledigen, wie er/sie kann.
Niemand hat etwas davon, wenn eine Aufgabe schlechter durchgeführt wird als möglich ist - nur aus falsch verstandener Rücksicht.
Und wenn eine Aufgabe nicht in der zur Verfügung stehenden Zeit fertigzustellen ist, sollte das auch eindeutig angesprochen werden. Eine Firma darf nicht mit einer caritativen Einrichtung verwechselt werden. Ich möchte zumindest für meine Leistung adäquat bezahlt werden, sonst habe ich irgendwann den Eindruck, dass meine Arbeitskraft nicht viel wert ist…
Wenn ich unangenehme Gespräche vor mir habe, gehe ich in der Regel in die Offensive - dann kann ich (bei guter Vorbereitung) noch ein wenig besser den Verlauf und vielleicht sogar das Ergebnis beeinflussen. Außerdem: je eher dran, je eher davon…
Alles Gute!

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Genau das ist mein Problem. Wie bereite ich mich vor? Wie komme ich auf die richtigen Argumente? Oder kann es sein, dass ich mir das gerade schwieriger vorstelle, als es sein wird? Menno...

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Das ist doch eigentlich alles ganz offensichtlich. Dass Sie für ein halbes Jahr die Stelle zusätzlich zu der eigenen übernehmen, ist ja klar. Und dass Sie jetzt schon Überstunden angehäuft haben, auch.
Also gibt es entweder eine (vorerst) auf 6 Monte befristete Stundenaufstockung. Oder - wenn die Annahme ist, dass die Vertretung nur wenig Mehrarbeit verursacht, kommt zum alten Vertrag eine zusätzliche Vereinbarung, dass anfallende Überstunden abgegolten werden. Fertich.

Der andere Punkt, mit dem Rauskegeln und so, wird sich finden. Da spielen so viele Faktoren rein, dass Sie einfach nur machen sollten, was für Sie gut und richtig ist.

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Ja, klingt total plausibel. Ich hoffe, die manchmal etwas verknotet denkenden Menschen in meinem Unternehmen, denken auch so. Es würde mich nicht wundern, wenn statt dessen der große Messeauftritt im September, der organisatorisch ganz in meiner Hand läge, komplett mal gestrichen würde. Aus dem Grunde halte ich lieber erst mal noch ein bisschen die Füße still und lasse das Budget des nächsen Jahres absegnen, in dem der Messeauftritt natürlich eingeplant ist. ;o)

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recording time: 6889 Tage
last track: 2014/01/25 19:09
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