Gestern beim Obst- und Gemüsehändler meines Vertrauens: Ich erzähle nachdenklich, ich bräuchte einen Haufen Obst für einen Obstsalat am Abend. Wie nach dem Umlegen einen Schalters, leuchten die Augen des Händlers auf und er beginnt hektisch durch seinen wohlduftenden Laden zu rennen, mir dieses und jedes Obst zum Schnuppern unter die Nase zu reiben halten. Birnenapfel und eine besonders süße und säurearme Ananas, "und wollen sie auch Avokado in den Salat tun? Nein? Naja, stimmt. Ist nicht jedermanns Sache. Nein keine Himbeeren. Die zermatschen ihnen nur. Sie können aber welche am Ende oben drauf legen wenn sie möchten. Das sieht gut aus. Möchten sie Kiwi? Ja? Dann nehmen sie die goldene. Ach die kennen Sie nicht? Ist nicht teurer. Probieren sie mal!" Er schält eine Frucht, schneidet sie in Scheiben gibt mir ein Stück und verteilt die Restlichen an die beiden anderen wartenden Damen, die wie ich schon ganz erstaunt wegen des erstaunlichen Enthusiasmus lächeln. Die Kiwi ist lecker, nicht so sauer. milder als die grüne - ich nehme gleich zwei. "Trauben? Ja? Nehmen sie die hellen, die sind kernlos und zur Zeit sehr lecker. Hier, probieren sie! Nein, Zitronensaft brauchen sie heute nicht. Sie haben ja die Ananas. Aber schneiden sie sie mit einem Messer mit glatter Klinge, dann blutet sie ihnen nicht ganz so stark aus und bleibt saftiger. Und den Birnenapfel bitte auf jeden Fall schälen. Die Schale schmeckt nicht ganz so gut. Die ist etwas bitter. Nein, nehmen sie das andere Schälchen Erdbeeren. Ja, die hinten links. Die sind saftiger und süßer. Keine Ursache. Dafür bin ich ja da. Nach ein Tipp: karamellisierter Koriander ist ein unglaublich tolles Gewürz für Obstsalat. Probieren Sie das mal! Einfach toll! ... Und wenn Sie nächstes Mal kommen, zeige ich ihnen Fotos von meinen Obstsalaten."
Sprachlos grinsend verlasse ich das Geschäft.

Eigentlich würde ich jetzt gerne so langsam ins Wochenende wegdösen. Mein komisches Programm hier ärgert mich aber so gewaltig, dass es heute eher nach Überstunden aussieht, um eine Deadline einhalten zu können. Dreck!

Ich bin jetzt erst eine Stunde im Büro und schon haben sich zwei meiner Kolleginnen vor mir partiell entkleidet.

Merkwürdig.

Die ganze Woche lang raste die Zeit in einem schwindelerregenden Tempo. Meist blinzelte ich einmal, die tägliche Arbeitszeit war rum und die Freizeit rief.
Heute? Eingetrocknetes Rübenkraut ist nix dagegen! Ich blinzel und blinzel und nix passiert! Herrgott! Es ist erst 12:10 Uhr!

Normalerweise arbeite ich ja mehr im Büro als in meinem Homeoffice. Im Großen und Ganzen ist das auch besser so. Nun gibt es aber ein paar Dinge, die ich nur im Homeoffice tun kann, weil ich dort die entsprechenden Programme auf den Rechner habe. Und gerade heute ist so ein Tag. Es wartet einges darauf im Homeoffice weiter vorbereitet oder verwurstet zu werden. Und viel Zeit habe ich nicht mehr, das fertig zu stellen. Normalerweise würde ich jetzt hier nur ein bisschen Kleinkram erledigen, damit man mich hier nicht vermisst, mich wieder ins Auto setzen und nach hause fahren. Geht aber nicht. Heute ist Vertretung für die Chefin angesagt. Und da ihr Telefon betroffen schweigt, stelle ich gerade fest, dass der Chefin-Job vielleicht gar nicht mal so schlimm ist.
Überhaupt frage ich mich manchmal, ob ich diesen Chefin-Job genauso gut oder gar besser machen könnte. Immerhin ist die Möglichkeit gar nicht mal so abwegig, da sie sich immerwieder mal anderweitig umschaut oder gar bewirbt. "Marktwert testen" nennt sie das. Ich glaube aber, dass für sie mehr dahinter steckt. Ich weiß, das sie hier oft unzufrieden ist. Sie geht ja schon an die Decke, wenn nicht alle unserer Ideen und Projekte immer gleich bejubelt, teilweise sogar ausgebremst werden. Ich kann darüber nur müde lächeln. Ich bin damit "groß geworden" und kenne es von keiner meiner vorherigen Arbeitsstätten anders. Meine Chefin ist sehr umtriebig und fühlt regelmäßig den Puls des Marktes. Sicher sehr richtig....
Ach ich schweife ab... ich wollte doch eigentlich nur erzählen, dass ich im Homeoffice so viel zu tun htte, hier jetzt aber nicht weg komme, obwohl ich hier nicht so viel zu tun habe. Blöd.

Komisches Gefühl, wenn ein vor einigen Wochen entstandenes Fun-Foto, aus einer übermütigen Laune heraus vorgeschlagen, nun in einer firmeneigenen Anzeige verwendet wird, die nächsten Monat in zwei Fachblättern mit einer Auflage von zusammen 80.000 Stück in ganz Deutschland zu sehen sein wird. Auch eine Form von Mutterwahn.

Sind wir es selbst schuld? Warum entwickelt sich ebenso wie bei mir, nun auch bei G. eine lustig-merkwürdige Beziehung auf Augenhöhe zum Chef? So bekam er eben eine Mail von seinem selbigen:

Herr G.
Sie dürfen Ihre normalen Aufgaben natürlich nicht aus den Augen verlieren, needless to say. Momentan gehe ich davon aus, dass wir uns auf ein Zahlengerüst stützen können, das heisst:
- bla bla
- bla bla
- bla bla
Halten Sie mich auf dem Laufenden, wie es so läuft.
Sie sind jetzt schon ein Held...

Verstricken in Nichtigkeiten

Geht das anderen auch so? Wenn wichtige Deadlines noch weit voraus sind, wenn man eigentlich schlau sein könnte, diese Sachen schon mal fertig zu haben und zu gegebener Zeit aus dem Ärmel zu zaubern oder sich selbst die Möglichkeit zum Feintuning zu geben... neee, nix. Trödeln, bloggen, plaudern, mailen... Dabei weiß ich jetzt schon, dass es hier in ein paar Wochen richtig stressig wird.
Wie blöd muss man eigent.....

... die KollegInnen, wenn man die Titel-Melodie der ??? pfeift.

Die Kopfschmerzen sind weg mediziniert.