Freitag, 3. März 2006
vertonte Melancholie
Draußen fallen immer mehr Schneeflocken. Dicker und dicker werden sie. Der Raum ist noch leer. Doch immer öfter öffnet sich die dicke Stahltür zu der ehemaligen Garage. Sehr unterschiedliche Leute kommen herein, zahlen ihren Beitrag zu dem kleinen Buffet, dass aus Rot- und Weißwein, Apfelschorle, Wasser und Pils, dreierlei Käsesorten, dreierlei Brotsorten Oliven und Brotauftrich besteht.
An den Wänden des Ateliers hängen die Bilder des Künstlers. Allesamt gefallen mir gut. Auf den ersten Blick erscheinen sie alle sehr flächig. Bei näherer Betrachtung sieht man, wieviel filigrane Kleinarbeit darin steckt, wieviele Deteils eingearbeitet sind.
G. und ich setzen uns in die erste Stuhlreihe vorne an der kleinen, provisorischen Bühne. Wir wollen nah dran sein. Bei einem reinen Akustik-Konzert werden die Ohren schon nicht so sehr leiden.
Der Künstler und Gastgeber betritt die Bühne, begrüßt das ca. 60 Personen starke Publikum und entschuldigt sich. Es wird eine kleine Verzögerung geben.

30 Minuten später betritt Dayna Kurtz die Bühne. Sie ist groß und kräftig. Sie hat einfach Kleidung an, nichts besonderes für diesen Auftritt. Sie ist einfach. Ohne ein Wort setzt sie sich auf den schlichten Stuhl, greift zur Gitarre und beginnt zu spielen. Ihre tiefe, warme Stimme harmoniert mit ihrer schnarrend gespielten Gitarre. Die meisten folgenden Songs kommentiert sie. Fast jedes Lied bekommt ein Gesicht und ist eine Geschichte. Manche sind traumhaft, manche melancholisch, einige zynisch und kritisch. So mancher Song ist gecovert. So interpretiert sie z.B. Johnny Cash sehr jazzig. Sie scheut sich nicht eine jazzig-lässige Version von Prince' "Joy in repitition" zu singen. Meine Liebilngsgeschichten sind auch auf ihrem aktuellen Album "Another Black Feather" zu finden: "Venezuela" erzählt einen Traum, in dem ein Mann sein ganzes Laben auf sie wartete. Aber

said - fernando, i can't stay here
and a clock began to chime
and i opened up my shirt
and in it's bony case
ticked a paper valentine


Beim zweiten Song, der mir unter die Haut geht erzählt sie vorab wie es dazu kam und für wen er geschrieben ist. Dazu braucht sie länger, als der Song dauert. Sie erzählt vom Blackriver, der seinen Namen der Farbe des Wassers verdankt. Das Wasser ist deswegen so dunkel, weil die Zypressen am Rand ihre Wurzeln wie Teebeutel ins Wasser halten. Der Fluß macht die Landschaft mysteriös und geheimnisvoll und die Menschen die sie dort sind ebenso. Dan sagt sie Dinge wie "I knew Gus was fighting cancer. But I did'nt know he was losing." Dann singt sie "Banks Of The Edisto".
Die ganzen 1,5 Stunden ist sie voll präsent, aufmerksam. Sie spielt. Sie beherrscht. Sowohl ihre Stimme als auch die Gitarre. Mal leise mal laut. Mal klar und sauber, mal schnarrend schmutzig.

Derzeit ist sie viel im Land unterwegs. Wer Jazz, Blues, Soul, Chanson und vielfältige Melancholie mag, ist bei ihr gut aufgehoben. Ich gehe am 1. Mai evtl ins Paradiso in Amsterdam.

Übrigens finde ich aber die CD "Beautyful Yesterday" noch schöner als die aktuelle.

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Da werde ich in Bälde auf jeden Fall mal reinhorchen.

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Live oder digital? Beides zu empfehlen! Absolut!

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recording time: 6920 Tage
last track: 2014/01/25 19:09
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