Mittwoch, 22. März 2006
Sie ist meine Schwester.
Nachts wurde ich öfters wach und hörte sie mit meinem Vater streiten, wenn sie mit 14 Jahren gegen 2:00 Uhr nach hause kam.
Als ich 13 und sie 18 war, fand ich sie morgens im eigenen Blut. Sie hatte versucht sich die Pulsadern aufzuschneiden. Danach war sie erstmal einige Monate in einer Klinik in der Nachbarstadt und wir machen eine Familientherapie, in der ich nicht verstand was ich da eigentlich sollte.
Als ich 15 war, wohnte sie mal wieder zuhause und geriet in einen Farbrausch. Sie verteilte Pigmentfarben an den Wänden ihres Zimmers... nein, sie benutze keinen Pinsel oder andere Hilfmittel dazu. Sie schmiss es einfach aus den Töpfen. Dazu brüllte ihre Musik durchs Haus. Wenn jemand mit ihr reden konnte, dann war ich das. Auf mich reagierte sie. Andere wurden konsequent überhört. Und ich verstand das nicht. Ich sollte bei ihr bleiben und das schlimmste verhinden. Es ging nicht. Statt dessen beobachtete ich, wie sie mit ihren Palmen sprach, wie wild tanzte und mir eine "Rot Händle ohne" nach der anderen in den Mund stopfte. Damals rauchte ich noch nicht und fand das schrecklich. Doch ich erduldete es.
Die nächsten Jahre waren weiter sehr unruhig, meine Eltern ständig in Sorge und immer ausgepowert. Ich verhielt mich still und revoluzzte nicht, wie man das in dem Alter im Allgemeinen tut. Das ging ja nicht. Nicht ich auch noch.
In der Nacht zu meinem 18ten Geburtstag stand die Polizei mit ihr vor der Tür. Sie war in Panik vor einen Bus gelaufen. Sie fühlte sich verfolgt. Der Busfahrer hatte die Polizei gerufen.
Meine Eltern gaben es auf und ließen sie wieder einweisen.

Seit dem gab es weitere Suizidversuche, ungute Beziehungen, Vergewaltigungen, Klinikaufenthalte und Psychopharmaka. Soweit es ging, waren wir immer für sie da, konnten das Schlimmste aber nie verhindern.

Seit 10 Jahren ist es nun ruhiger geworden. Sie kennt sich nun recht gut und hat ihre Krankheit im Griff, soweit das bei Manisch-Depressiven mit schizoiden Einschlägen möglich ist. Sie kennt das Spiel mit den Medikamenten. Sie weiß was sie wann wovon mehr oder weniger braucht. Seit 10 Jahren war sie in keiner Klinik mehr.

Seit 10 Jahren telefonieren wir bis zu 5 Mal am Tag. Manchmal will ich nicht mehr.

Sie ist meine Schwester.

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Teenie-Schikanen
Mutter sein ist manchmal schrecklich. Nicht, weil das Kind seine Launen gerade mal wieder nicht unter Kontrolle hätte. Nein eher, weil andere Kinder im gleichen Alter manchmal heftig schikanieren und beleidigen. Und wenn man dann zuhause sieht, wie das Kind darunter leidet, macht man sich Sorgen und überlegt ob man einschreiten muss oder nicht.
Im nächsten Moment erinnert man sich, dass man selbst da auch durch musste. Man musste sich genauso wehren lernen, wie das eigenen Kind gerade... und man entschließt sich, die Geschichte weiter zu beobachten und das Kind aufzubauen. Man versucht das Kind zu stärken und ihm Hilfestellung zu geben, damit es die Situation wieder bedeutend verbessern kann.
Und nachdem man eine halbe Nacht wach gelegen und gegrübelt hat, was man am nächsten Nachmittag dem Kind alles für schlaue Sachen sagen will, kommt as kInd mittags aus der Schule. Es hat sichtlich gute Laune und fragt: "Mama, was ist denn los? Du siehst ja total scheiße aus! Aber naja... die X ist übrigens wieder total nett! Ich hab mich für heute nachmittag mit ihr verabredet!"

>...!...<

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recording time: 6702 Tage
last track: 2014/01/25 19:09
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