Dienstag, 3. Februar 2009
Umzug
diagonale, 20:41h
Heute war es nun (endlich?) so weit. Mein Vater wurde von einem Krankentransport von der Gerontologischen Klinik ins Altenpflegeheim gefahren. Meine Mutter und ich erwarteten ihn dort und machten schon mal mit einem ersten Bild an der Wand, ein paar Blumen und anderen persöhnlichen Dingen das Zimmer etwas wohnlich. Mein Vater kam erst sehr spät, weil der Fahrer ihn zunächst fälschlicherweise in ein anderes Pflegeheim gebacht hatte. Diese Erzählung kommentierte mein Vater mit einem lauten, herzlichen Lachen. Anscheinend war seine kleine Reise ein großer Spaß. Meine Mutter und mich begrüßte er mit Kußhand, gab den Schwestern freundlich die Hand und grüßte überschwänglich. Charmeur. So kenne ich ihn.
Er hat nun seit 6 Wochen das erste Mal keinen Katheter mehr und findet das anscheinend ganz komisch. Mal sehen, ob das praktikabel ist. Es wäre ihm zu wünschen. Meine Mutter hatte die großartige Idee, ihm statt seiner sonstigen Klassic-CDs, Glenn Miller einzupacken. Das war der Hit! Mein Vater rockte das Bett und ich dachte, es würde gleich zusammenbrechen. Meine Mutter und ich wurden angewiesen nun still zu sein. Er wollte seine Musik hören. Immerhin war er bereit sich gleichzeitig sein Mittagessen füttern zu lassen. Er machte ratzeputz, wollte auch den Vanillepudding zum Nachtisch und verputzte auch noch den Kuchen, den meine Tante ihm geschickt hatte. (Mächtiges, leckeres Zeug.) Nach dem Essen wurde er etwas müde, so dass meine Mutter und ich die Chance nutzten, in einem nahe gelegenen Bistro eine Kleinigkeit zu essen. Als wir wieder kamen, waren einige Kleinigkeiten in seinem Zimmer erledigt und montiert und jemand hatte ihm Glenn Miller wieder angemacht. Schon von weitem hörten wir ihn singen. Bis wir am späten Nachmittag gingen, blieb seine Laune bestens. Es war ein guter Start. Ich glaube, alle Seiten fanden den Einstieg wirklich gelungen und mein Vater hat den Umzug als solchen gar nicht wahr genommen. Der Unterschied von einem Krankenhaus zu einem Pflegeheim ist nicht so gravierend. Und sein Zimmer ist im Gegensatz zu dem im Krankenhaus wirklich schon jetzt recht gemütlich. Richtig wohnlich und heimisch werden wir es ihm aber erst in den nächsten Wochen machen können. Erst muss mal sein großer Pflegerollstuhl kommen. Hiernach richtet sich dann die restliche Einrichtung. So ein Ding nimmt ja jede Menge Platz ein. Nur ein paar Kleiderhaken als Garderobe haben meine Mom und ich eben schon schnell beim Elch gekauft. Jetzt sind wir müde. Aber der Berg, der da vor uns lag, ist überschaubarer geworden. Edit: Und dann war da der Moment, in dem er sagte: "Ich erinnere mich, da war es warm und J. spielte in unserem Garten. ... Das war schön." Als ich das J. eben erzählte, schossen ihr ein paar Tränen in die Augen und sie umarmte mich gerührt. ... comment
violinista,
Dienstag, 3. Februar 2009, 21:09
Das hört sich ja wirklich nach einem Traumstart an. Die Glenn Miller CD war eine geniale Idee. Und auch sonst hätte es wohl kaum besser laufen können.
Auf dass es mit der guten Laune so weiter geht! ... link
diagonale,
Dienstag, 3. Februar 2009, 21:13
Es wird weiter schwankend sein, wie in den letzten Wochen auch. Wir brauchen uns da keine Illusionen machen. Dennoch ist ein solcher Start natürlich für alle Seiten erst mal gut, um sich kennen zu lernen und einander wohl gesonnen zu sein.
... und irgendwann wird es weiter bergab gehen. Ich habe heute auch den Cousin meines Vaters kurz besucht, der ebenfalls dement ist und im gleichen Heim liegt. Allerdings ist der schon einige Schritte weiter. ... Man muss wissen, was da kommen wird. Aber es macht nicht gerade Mut, das zu sehen. ... link ... comment |
recording time: 6919 Tage
last track: 2014/01/25 19:09 on stage
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