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Donnerstag, 19. April 2007
diagonale, 15:51h
Die Herren S. saßen schon am Tisch als ich den kleinen, schlichten, sehr authentischen Chinamann „Tsun Gai“ in der Düsseldorfer Bahnstraße betrat. Auf jedem Platz stand ein Schälchen für den leckeren, leichten, grünen Tee, der endlos nachgeschenkt wurde. Beim Nachschenken wurde der Tisch regelmäßig mit größeren Mengen Tee bekleckert, was aber keinen außer mir wirklich störte. War die kleine Kanne leer, musste man nur den Deckel des Kännchens schief drauf legen, so dass die Kellnerin sehen konnte, dass man neuen wünschte und innerhalb von 2 Min stand eine frisch gefüllte Kanne auf dem Tisch. Unser Chinese am Tisch übernahm natürlich die Bestellung. Es ging rasend schnell. Er fragte dies und das, tippte hier und dort auf die chinesische Karte, die Besitzerin nickte, antwortete schnell, nickte wieder und weg war sie.
Der zweite Herr am Tisch, ein Deutscher, strahlte über’s ganze Gesicht. Er ist echter China-Fan und fliegt jedes Jahr mindestens einmal für 6-8 Wochen für Fortbildungen herüber und betrachtet es als Urlaub, wenn er in dortigen Verhältnissen in winzigen Studentenzimmern unter kommt und bei einer Korrifäe dieser asiatischen Zunft ein Praktikum machen darf. Es ist eine große Ehre. „Frau Diagonale“ sagte er zu mir „Herr S. hat eben unter anderem auch Magen bestellt. Den werden Sie doch sicher mal probieren, oder?“ Der Chinese kicherte das erste mal hinter der vorgehaltenen Hand. Gut dass ich mit ihm schon länger zusammen arbeite und weiß, dass er es wirklich einfach nur lustig findet und sich nicht über mich lustig macht. Ich guckte verunsichert und meinte, ich wolle mir das erst einmal anschauen. Dann kamen weitere Schälchen und die Stäbchen. Es wurde nicht ansatzweise gefragt, ob jemand Besteck haben wolle. Aber ich hatte mir eh vor genommen, das mit den Stäbchen mal wieder zu trainieren und die Gelegenheit war günstig. Einige schnell abgehandelte Fachthemen und Minuten später standen auch schon 8-10 Teller und Schälchen mit unterschiedlichsten Kleinigkeiten auf dem Tisch. Gedünstetes Gemüse in Reisteig eingewickelt, gebackenes Gemüse, Rippchen, ein reines, Gemüse (sehr lecker, was ich aber noch nie gesehen habe. Es sah ein bisschen so aus wie geschrumpfter Staudensellerie, aber es schmeckte ganz anders… ) und halt noch ganz viele verschiedene Bällchen und Taschen mit Krabben oder Fleischfüllungen… und es gab eben den Magen, der irgendwie ganz fies und komisch aussieht. So helles, wabbeliges Zeug mit Lamellen, die ich mit meinen Stäbchen nicht zu packen bekam. Das war der einzige Moment, in dem ich resignierte und um eine Gabel bat, die ich mach meinem Probieren nicht mehr einzusetzen brauchte. Magen brauche ich nicht mehr essen. Im Grunde schmeckt er nach nix.. bzw nur nach dem, womit er gewürzt ist. Dieser war angenehm scharf – nicht zu sehr. Aber dafür kann ich auch anderes essen. Nach dem Essen wurde sehr zügig, fast brüsk, der Tisch abgedeckt, noch eine Kanne Tee auf den Tisch gestellt und ein Nachtisch angeboten. Keiner wollte mehr etwas. Wir waren alle sehr angenehm gesättigt. Es wurde schnell bezahlt, wonach wir dennoch noch ein bisschen sitzen blieben und plauderten. Grinsend erzählte mir unser Chinese aber, dass wir damit jetzt die Wirtin sicher verärgerten, weil man das in China nicht macht. Dort geht man ins Restaurant, bestellt schnell, isst schnell, zahlt und Tschüss. Wie also angekündigt ernteten wir dann auch gleich nach 3 Minuten die ersten genervten Blicke. Dennoch wurde uns die Teekanne noch ein weiteres Mal befüllt, die wir dann auch noch einmal leerten und erst dann das Restaurant verließen. Durch die Begleitung des chinesischen Herrn S. war es ein angenehmer aber auch etwas ungewöhnlicher Abend, den ich sehr genossen habe. Nun bin ich im Herbst zu einer 10tägigen Bildungsreise in China eingeladen (die ich aber natürlich selbst bezahlen muss). Ich sollte mal wieder Lotto spielen. ... link (8 Kommentare) ... comment ... older stories
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recording time: 6889 Tage
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