Samstag, 23:14 Uhr: Ein einsamer Mann sitzt neben seinem orangenen, blaulichtigen, städtischen LKW vor einem Sicherungskasten und macht im Park das Licht an und aus.

Einsam und dunkel war's. Ich hab dann mal Powerwalking trainiert.

Feine Sache. Das.
Und nachdem ich das Video angesehen habe, gebe ich Lyssas letztem Satz in jedem Fall Recht: "She's more spontanious than I thought."

Reisen bildet. Und wenn das Reisen selbst das nicht tut, weil man nur durch so Grünzeug laufen will, dann sollte man sich wenigstens in den Pausen zwischendurch durch Lesen bilden. Das ist nämlich auch gut - und so entspannend!
Mit diesem Gedanken ging ich heute morgen zum Buchhändler meines Vertrauens und ließ mich das erste Mal seit langem von der aktuellen Bestsellerliste inspirieren. Und da ich am Donnerstag portugiesischen Boden betreten werde, kam dies dabei heraus:



Nachtzug nach Lissabon
von Pascal Mercier

Und weil ich mit einem neuen Buch in der Hand nie warten kann, begab ich mich sogleich in meine spezielle Buchleseposition und las die ersten 25 Seiten:
Das Buch ist wunderschön geschrieben! Eine runde, angenehme Sprache zieht einen gleich in die Handlung. Inhaltlich kann ich noch nicht viel sagen, verspricht aber interessant und spannend zu werden.
So lange G. nun also nicht da ist, nehme ich dann jetzt mal wieder die Leseposition ein.

Unseren Sommerhund haben wir jetzt heute seit 3 Wochen. Sie ist wirklich super und toll und lustig und man kann sie fast überall mit hinnehmen, was wir auch tun.
Es gibt aber dann doch ein paar Gelegenheiten, wo wir sie lieber zuhause gelassen haben, nicht ohne vorher noch mit ihr einen Spaziergang gemacht zu haben. Ein Stadtbummel z.B. Oder eben unser kurzer Sommerabend-am-städtischen-Rhein-mit-Bierchen gestern abend. Aber ich glaube, es war nur 2, maximal 3 Mal, wo unser Sommerhund mal für ein paar Stunden allein zuhause war.

Eben klingelt es an meiner Tür. Ein älterer Herr aus der Nachbarschaft steht da, stellt sich vor, zeigt auf den Sommerhund und sagt: "Hörn 'se mal, ihr Hund da, also wenn sie nicht da sind, jault der ganz schön rum. Und gestern waren sie ja so lange weg. Das hat uns den Schlaf geraubt. Also wenn das nicht aufhört, müssen 'sen schlachten."
"Oh, das tut mir leid." antworte ich "Aber das wird nicht mehr vor kommen. Morgen fährt der Sommerhund wieder zu seiner Familie. Wir haben den Hund ja nur in Pflege."
"Jaja..."
"Ne, wirklich. Und die junge Dame vermisst ihr Herrchen bestimmt. Deswegen weint die, wenn sie allein ist. Schlachten würden wir die nie!"
"Ich schon!" sagte er, dreht sich um und geht ohne Abschied.

Bin jetzt war der Sommer sehr schön:

- wir haben selbst gegrillt
- fremdgegrillt mit tollen Freunden
- wir hatten viel Platz bei aushäusigen Aktionen während der Deutschland-Spiele,
- ich war lustig shoppen mit meiner immer erwachsener und schlagfertiger werdenden Tochter
- G. und ich haben zusammen schöne, meilenweite Hundespaziergänge am Fluss gemacht
- ich habe die Online-"Redaktion" unserer dynamischen Firmen-Homepage übernommen und innerhalb einer Woche bereits einen neuen Bereich eröffnet
- ich habe ganz oft Fische gestreichelt
- ich habe oft den Pool unserer Vermieter genutzt und
- bald fliegen wir weg.

Ich frage mich, warum ich das alles so positiv sehe und zufrieden mit meinem bisherigen Sommer bin. Immerhin gibt es auch eine Negativ-Liste:

- meine Tochter hat das Schuljahr nicht gepackt und wird wiederholen
- mein ohnehin schon schwieriger Brunder ist wieder arbeitslos, hat aber kaum Arbeitslosgeld-Ansprüche
- G. hat zwar in letzter Zeit oft Einladungen zu Vorstellungsgesprächen, ist aber auch immer noch arbeitslos
- mit Ach und vor allem einigem Krach sind meine Weisheitszähne nun draussen; Mein Kiefergelenk ist davon immernoch in Mitleidenschaft gezogen
- G. und ich zoffen uns in den letzten Wochen relativ häufig, er findet das nicht schlimm, für mich ist es aber gegen meine harmoniebedürftige Natur
- Situation Schwester: wie seit 20 Jahren
- Eltern: Vater alt und tandenziell verwirrt, Mutter etwas überfordert mit der Situation

Und wenn ich mir diese negativen Punkte so ansehe, ist das ja auch noch so ganz ohne. Warum bin ich also mit dem Sommer zufrieden? Woher kommt diese Gelassenheit? Sollte ich etwa mal wieder etwas reifer und weiser geworden zu sein?