Sonntag, 14. Januar 2007
Selbstverantwortung
Was Eltern sagen ist ja immer doof und völlig uncool. So war ich heute freudig überrascht, als die beste Freundin (sowas wie 'n Punk) meiner Tochter (sowas wie 'n Gothic) heute nachträglich zu Weihnachten ein Buch schenkte: "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"
Gleich fing sie an zu lesen und war fasziniert. Später kamen die beiden auf die Idee, sich auch noch schnell vorab den Film anzusehen. Die Freundin hat ihn schon 5-6 Mal gesehen und ist Feuer und Flamme und von Drogen total angewiedert. Und das Buch sei ja eh noch eh viel besser und da stünde ja noch viel mehr drin. Auch das hätte sie schon 2-3 Mal gelesen. Die beiden haben den Film also geguckt. Meine Tochter ist aufgerüttelt und empört. Später sagten beide, es sei totaler Schwachsinn, dass der Film erst ab 16 freigegeben ist. Eigentlich müsste es für alle 12-jährigen Pflicht sein den Film sehen, um von Drogen abgeschreckt zu werden.

Manchmal machen die beiden mich sehr stolz.

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meine grossen haben den beide schon, weit vor 16, das ist ein muss.

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Sehr löblich. Scheint auch gut zu wirken, oder?

Wobei... ich selbst habe ihn nie gesehen und habe trotzdem eine ausgewachsene Aversion gegen Drogen jeglicher Art.

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es wirkt nur mit drüber reden, sich auseinandersetzen...

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Das auf jeden Fall! Aber zum Glück ist bei meinen beiden Grazien hier nach solchen Filmen das Redebedürfnis während dem sinnlichen Belegen einer Pizza und dem folgenden Verspeisen dieser sehr sehr SEHR groß. Es ergibt sich also von selbst.

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Der Film Dreizehn (lief neulich, natürlich mitten in der Nacht, erstmals in der ARD) ist in den USA ab 18 freigegeben, wenn ich es recht entsinne. Diese Entscheidungen sind teilweise sehr bizarr.

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Ein Tipp für die nächste Stunde in Lebenskunde- danke! Hier im Land ist der Film ab 12 freigegeben. Aber den Kritiken nach, die ich eben las, muss er auch deutlich weniger heftig sein als "Christiane F.".

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Der ist weniger drastisch, psychologisch aber sehr dicht und ziemlich gut gespielt. Die moderne Optik in "MTV-Ästhetik" hilft auch. Die Story basiert auf der Biografie von Nikki Reed, die im wahren Leben die "Gute" war und nun im Film die "Böse" spielt. Ein starkes Mutter-Tochter-Drama, sehr empfehlenswert.

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Oh, man kann das Buch aber auch unter anderen Gesichtspunkten lesen. Denn wie sagte meine sehr liebe Studienfreundin mal zu mir?
"Christiane F.", das war meine Bibel. Die ganzen Drogen habe ich daraufhin auch ausprobiert. Nur Heroin habe ich nur geraucht, nie gespritzt. Spritzen fand ich eklig. Die war mit 14 daheim aus- und mit ihrem über 18-jährigen Freund (der all diese Drogen hatte) zusammen gezogen. Aus dem Typen wurde später wegen seiner Drogenprobleme nicht mehr viel, sie ist heute beruflich genau da, wo sie immer hin wollte.

Sie sagte damals übrigens auch zu mir: Meine arme Mutter. Wenn ich später einmal so eine Tochter habe, o weia.

Meine älteste Freundin und ich lasen das Buch auch mit 14. Und probierten anschließend Ephedrin aus. Es war das billigste und am leichtesten zu besorgen.

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So habe ich das noch nicht gesehen. Ich weiß jetzt aber nciht, ob Ihr Kommentar das eher gut oder schlecht ist. Soll ich mir jetzt Sorgen machen?
Aber im Grunde kann ich nciht verstehen, wie man dieses Buch als Bibel betrachten kann. Sieht man da die Toten nicht? Die gescheiterten Existenzen?

Ich glaube nicht, dass das Verschweigen des Themas mich weiter brächte, denn eine andere Möglichkeit damit umzugehen hätte ich meiner Erachtens nicht.
Und während ich mit ihr über diese Themen rede, versuche ich ihr immer wieder klar zu machen, dass jedes Handeln Konsequenzen hat - gut oder schlecht, es liegt in ihrer eigenen Hand.

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Sie war einfach nur wild, da kam dieses Buch wohl wie gerufen. Und es ist ja nicht so, dass es nicht abschreckend wirkt, gerade, was die Methoden der Geldbeschaffung angeht. Das dürfte wohl die drastischste Warnung vor den Folgen der Sucht sein. Jene Studienfreundin war auch nie süchtig, genauso wenig wie die älteste Freundin und ich (die eh nie die ganze Palette ausprobieren wollten). Genau wie Kiffen nur etwas für gut gelaunte Momente war, ansonsten ließ man die Finger davon. Was passierte, wenn man das nicht tat, konnten wir uns später ja bei einer Reihe von Mitschülern in der Oberstufe anschauen. Die kannten kein anderes Thema mehr, totale Langweiler.
Keine Ahnung, wie das bei jener Studienfreundin war, sie ging auf eine dieser katholischen Mädchenschulen.

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sie ging auf eine dieser katholischen Mädchenschulen

Hehe... genau auf so einer war ich auch. Und auch ohne diesen oder andere Filme schreckten mich Drogen sehr heftig ab. Wobei ich auch ein schlechtes Beispiel hatte, das mich von Drogen abhielt, weil ich so niemals! im Leben werden wollte. Diese Aversion zieht sich bis heute durch, so dass ich in dem Punkt immer ein braves Mädchen war und sein werde.

Am Beispiel ihrer Studienfreundin sieht man aber auch, dass der Charakter ein wichtige Rolle spielt. Sie war wils und sie wollte einiges ausprobieren, doch sie geriet nicht in den Strudel. Der Typ aber sehr wohl.

Ich wünschte, ich hätte Einfluss auf die Eindrücke, die meine Tochter sammelt... und auf ihre Gedankenwelt. Dieser Wunsch wird mir nur nie erfüllt werden.

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Jedes Buch über "Probleme" kann auch triggernd wirken, glaube ich, aber sicherlich nur, wenn die Begleitumstände "stimmen". Trigger halt, nicht Ursache. Ich denke auch, dass der Charakter eine große Rolle spielt und auch die Eindrücke, die man sammelt und Einflüsse, denen man ausgesetzt ist oder noch wichtiger, denen man sich aussetzt. Einfluss nehmem Sie selbst natürlich auch, hwenn auch natürlich begrenzt. Was ich aber für viel wichtiger halte ist, eine Basis zu schaffen für ein Kind, auf die es sich immer retten kann, zu der es nach dem Ausprobieren und für unpassend befinden zurückkehren kann. Denn schwierig wird es, wenn da keine Alternative ist.

Mir scheint aber, dass Sie das tun, also diese Basis bieten, durch Gespräche, durch Da-Sein, durch Offenheit aber auch durch eine konstante Linie.

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Ich kann mich
Frau Novemberregen in vielen Punkten nur anschließen. Ich glaube, eine gewisse Prädisposition, ob man sich dieser Erfahrungswelt aussetzt oder nicht, bringt jeder mit, der auf diese Welt kommt. Was den einen abschreckt, kann beim anderen "will ich auch" auslösen ("triggern" trifft den Sachverhalt ganz gut). Letztlich muss man da als Elternteil einerseits seine Machtlosigkeit akzeptieren lernen und andererseits trotzdem nicht aufhören, das menschenmögliche zu tun.

Wie andernorts schon mal erwähnt, gehörte ich durchaus zu jenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die Wert darauf legten, ihre eigenen Erfahrungen auf diesem Sektor zu machen. Da ich ja nun aus eigenem Erleben weiß, dass das nicht zwingend zu einem unfotogenen Tod auf einer Bahnhofstoilette führen muss, kann ich nur hoffen, dass meine Warnungen dereinst glaubhafter wirken werden als die meiner Eltern...

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@ Frau Novemberregen: Danke für Ihre Einschätzung. Ich hoffe, Sie behalten Recht. Aktuell wurde es mir eher bestätigt durch die gerade vor 5 Minuten geschehene kleine Geste: Mein Kind kommt vor dem Verlassen des Hauses zu mir, nimmt mich fest in den Arm und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Lange ist es her, dass sie das tat - schön, das sie es noch manchmal tut.

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@ Herrn Mark: Seien Sie sich sicher: Nein, sie werden nicht wesentlich glaubhafter sein. Zumindest nicht beim eigenen Kind. Meine Eltern versuchten auch mir vor Fehlern zu bewahren, die sie selbst machten. Und sie konnten sich den Mund fusselich reden - die hatten ja keine Ahnung! ;o)

Aber bei meiner Tochter könnten Sie sicher einen bleibenden Eindruck hinterlassen, würden sie Tacheles reden... in meiner Abwesenheit versteht sich... und wenn sie Sie ernst nimmt. Aber letzteres befürchte ich eigentlich weniger.

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Fehler
ist eh ein Begriff, mit dem ich wenig anfangen kann in diesem Zusammenhang. Ich habe Grenzerfahrungen gesucht und auch gefunden. Und für mich irgendwann klar erkannt, dass das Thema für mich ausgeschöpft ist. Das dafür investierte Geld hätte ich auch in anderem Fall wahrscheinlich eher nicht in ein Eigenheim investiert. ;-)

Es klingt vielleicht hart, wenn ich das jetzt so sage, aber das wichtigste für Sie sollte sein, dass Sie Ihre Angst vor dem Thema Drogen in den Griff kriegen - sonst könnte es nämlich auch sein, dass Ihre Tochter dies sozusagen stellvertretend für Sie in Angriff nimmt, genau dahin zu gehen, wo die Angst in der Familie sitzt.

Ich stelle im übrigen fest, dass ich mich schwer tue, diesen komplexen Zusammenhang in einem Textblock von wenigen Zeilen plausibel darzulegen. Vielleicht finden wir einmal Gelegenheit, das in einem bequemeren setting zu vertiefen.

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Habe ich Angst vor Drogen? Jein... Ich habe Angst vor den Folgen. Es sind aber nur sie Spritzen/Tüten/Tabletten, die mir Angst machen. Von anderem habe ich selbst auch nicht die Finger gelassen.

Ja, Sie haben Recht, es ist extrem komplex das Thema. Ausserdem muss man so viel denken. Ich habe diesen kommentar nun drei Mal geschrieben, weil immerwieder Blödsinn bei rum kam. Nun reicht's. ;o)

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Frau Diagonale, das war aber wirklich eine sehr schöne Geste von Ihrer Tochter. Sowas zeigt einfach, dass etwas Grundlegendes stimmt.

Ansonsten kann ich nur sagen - vertrauen Sie sich, vertrauen Sie ihr. Ach, ich hab gut reden, meine ist erst 2 ;-))

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Wir sprechen uns also in 10 Jahren wieder! ;o)

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recording time: 6892 Tage
last track: 2014/01/25 19:09
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