Mittwoch, 27. September 2006
Themensperre
Ich bin eine, glaube ich, engagierte aber auch unerschrockene Mutter. Ich lasse bis zu einem gewissen Punkt meinem Kind einige Freiheiten, habe aber auch keine Probleme damit, bei unangemessenem Verhalten oder schiefen Bahnen Konsequenzen zu ziehen und durchzusetzen.
Eine Bekannte von mir läuft derzeit ein wenig Amok, weil sie von den neuen Klamotteninteressen meiner Tochter erfahren hat. Und weil J. beginnt, sich über männliche Mitschüler Gedanken zu machen und diese in nett und nicht nett einzustufen. Immer wieder kommt das Gespräch mit dieser Bekannten darauf und immer wieder regt sie sich auf, die heutige Jugend sei so früh dran und ich müsste höllisch aufpassen, nicht dass sie in falsche Kreise geriete oder in der Schule absackt. Und der Rock, den sie da so toll findet, der sei doch viel zu sexy. (Ist er nicht. Nicht mal ein Fizzel eines Beins wäre zu sehen. Und von femininen Formen ist J. noch weit entfernt.) Derzeit sehe ich das ganz entspannt. Schulisch steht sie gut bis sehr gut und bei all den kruden Interessen, die derzeit erwachen, steht sie mit beiden Beinen fest auf dem Boden und weiß, dass sie krude und ungewöhnlich sein mögen. Aber gerade das reizt sie ja. Ich finde das nicht falsch. Im Gegenteil! Ich finde, dass sie Dinge ausprobieren darf und soll. Ich freue mich, wenn sie neugierig ist und ich freue mich noch mehr, dass sie mit mir darüber redet.
Desweiteren bin ich der Meinung, dass ich mich da ebenso aufgeschlossen zeigen sollte wie sie. Denn wenn ich Dinge verbiete, wird sie sie vorraussichtlich deswegen nicht einfach sein lassen. Eher würde sie alles heimlich tun und nicht mehr davon erzählen. Und das finde ich viel bedenklicher.

Es gibt Menschen, mit denen sollte man über bestimmte Themen einfach gar nicht reden. Diese Bekannte ist derzeit anstrengender als mein Kind selbst.

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Ist diese Bekannte selbst Mutter, die um ihre eigenen Kinder fürchtet?
Für mich klingt das, was Du schreibst, sehr vernünftig und alle, die in ihrer Pubertät Verboten ausgesetzt waren, werden sich erinnern, wie sie die mit mehr oder weniger Finesse oder Trotz umgangen bzw. ignoriert haben.
So gesehen bist Du schon eine klasse Mutter.
Und in anderen Ländern werden Mädchen schon mit 14 oder früher verheiratet und Mutter, womit sind wir denn hier bitte früh?

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Nein, sie ist selbst keine Mutter... will es aber gerne werden. Und schon in der Vergangenheit, wenn wir auf das Thema kamen, dachte ich mir im Stillen oft 'Bitte kein Kind für sie!' Nicht dass sie eine schlechte Mutter sein würde. Aber das Kind würde sicher erdrückt und extrem behütet...

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Dass sie selber keine Kinder hat, erklärt in dem Zusammenhang wohl einiges.
Abgesehen davon, dass ich Deine Haltung zur Erziehung gut finde, würde ich mich im Leben nie erdreisten, einer Mutter in die Erziehung ihrer Kinder reinreden zu wollen - vor allem nicht, wenn ich selbst keine Ahnung habe und schon aus dem Grund nicht mitreden kann.

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Ich finde e gar nciht schlimm, wenn sich Kinderlose Gedanken um Erziehung machen. Ich diskutiere auch gerne mit ihnen darüber, weil so manche Perspektive nicht so eingeschliffen sondern oft realistischer ist, als die anderer Eltern.
Wenn sie jedoch versuchen mich zu bekehren oder eben so dramatisch reagieren, wie diese Lady, dann geht es mir mächtig auf die Nerven.

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Man kann tatsächlich nur hoffen,
dass sich diese Krampfhenne nie fortpflanzt.

Kurioserweise sind sowohl meine Jugendliebe als auch meine langjährige Ex wie auch meine Frau in ihrer Jugend ziemlich überbehütet und prüde erzogen worden (sind auch alles drei Einzeltöchter). Die Auswirkungen sind unterschiedlich, besonders meine Ex hat sich grad aus Trotz sexuell ziemlich die Kante gegeben. Unterm Strich wird es also eher nichts bringen, das Geglucke.

Gleichwohl: Ich bin schon mal gespannt, wie ich drauf reagieren werde, wenn meine Kleine dereinst mit ihrem ersten Freund antanzt...

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Oha... ja, darauf bin auch ich sehr gespannt, wann das hier los geht. Ich weiß nicht, ob ich mich kichernd freuen oder doch lieber sorgen soll.

Angeblich soll das für Väter besonders hart sein. Und hier gibt es gleich zwei, die sich davor fürchten: Der leibliche und der, der eigentlich nicht so genannt werden will und auch diese Rolle nicht einnehmen will, sich ganz oft aber so verhält. ;o)

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Das ist doch das Schönste überhaupt am Vatersein, stelle ich mir vor. Wenn man das angstschlotternde, verpickelte Jüngelchen erst einmal ins Wohnzimmer zur Inquisitition zum Vorstellungsgespräch bittet und sich für all die Schmach rächt, die man selbst in diesem Alter erleiden mußte höfliche Konversation betreibt.

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Sich über Erziehung Gedanken zu machen - das meinte ich auch gar nicht. Hier finden auch regelmäßig rege Diskussionen zu dem Thema statt - früh übt sich... *g*
Aber es ist ein Unterschied, ob ich mir Gedanken mache und darüber diskutiere, oder ob ich mich bei anderen einmische, deren Erziehungsmethoden kritisiere und ungefragt meinen Senf dazu abgebe.

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@ Mr. Kid: Sie haben soeben ihr Geschlecht bewiesen. Mamas würden das nie machen!

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@ Fräulein Bina: Da haben Sie absolut recht. Ungefragter Senft schmeckt nicht.

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sie solltem mehr davon machen ;o)

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@16:39:
Von wegen. Die Mutter meiner Ex hat deren ersten Freund gegrillt, dass Gott erbarm, während ihr Papi eigentlich ganz nett zu ihm war. Ich hatte es da später etwas leichter, aber die Grundkonstellation des Spielchens (er = good cop, sie = bad cop) blieb mir erhalten.

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@ Pappnase: Von ungefragtem Senf? Haben Sie ein gutes Rezept?

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@ mark: Echt? Na sowas. Ich möchte aber behaupten, dass das eher eine Seltenheit ist.
Ich bin für Erfahrungsberichte aber sehr offen! Her damit! Dann kann ich vielleicht noch rechtzeitig eine angemessene Rolle einstudieren.

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Mütter sind doch nur gefährlich, wenn es um ihre Söhne geht. Für ein "angstschlotterndes, verpickeltes" Schwiegertöchterlein kwasi. ;-)

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Ja, es ist die Ausnahme.
Und es bedurfte eines Ausnahmetalents wie Frau A., die mit zweitem Vornamen auch noch Walburga heißt. Gemessen an ihr kam Frau Thatcher im Fernsehen einigermaßen warmherzig und mitfühlend rüber.

Ich hab mir den Respekt und die Zuneigung von Frau A. wirklich hart erkämpfen müssen. Und zwar hauptsächlich dadurch, dass ich mich von ihrem ganzen Register der Dominanzspielchen (wer hält den bohrenden Blick länger aus, wer erträgt Schweigeminuten besser) nicht einschüchtern ließ und trotzdem immer gute Miene zum Spiel machte und mich nicht wirklich provozieren ließ von Sätzen, die sie in dem Raum warf, um mich politisch-weltanschaulich-religiös zu verbindlichen Aussagen zu kriegen. Das war anstrengend, weil sie einem immer das Gefühl gab, man bewege sich auf vermintem Terrain. Ich musste mich immer wieder aufs Neue zusammenreißen, um meine ideale Kampflinie zu finden, absolut freundlich und höflich zu bleiben, aber in der Sache wenns sein muss absolut konträre Auffassungen zu vertreten. Es war die ersten Jahre ziemlich anstrengend, auch wenn sich der meiste Stress gar nicht offen und eher in einer subtilen feinstofflichen Konsistenz aufbaute - vor allem auch bitter zu sehen, wie meine Freundin bei den Eltern zuhause wieder zu einem leicht verschüchterten Kind regredierte.

Trotz allem bin ich froh um die Erfahrung - zumal ichs im Endeffekt ja geschafft hatte, die Alte zu knacken. Das war schon allein deswegen ein Riesen-Erfolgserlebnis, weil ich bei den Eltern meiner Jugendliebe Hausverbot hatte (aber das ist eine andere Geschichte... ;-))

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Da lob ich mir doch meine Eltern, die zu allen, die wir so nach Hause mitbrachten, stets freundlich und herzlich waren. Ich weiß aber von Freundinnen, dass deren Väter da überhaupt nicht stressfrei waren. Hingegen hätte ich meinem Vater auch ein grünes Marsmännchen mit Antennen auf dem Kopf anschleppen können, er hätte dann ein interessiertes Gespräch über Astronomie angefangen.

Mit Müttern von Söhnen, Frau Schlüsselkind, habe ich allerdings auch schon negative Erfahrungen gemacht.

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Meine Eltern waren enebfalls sehr nett zu allen. Ich schleppte aber auch regelmäßig meine ganze Clique nach hause, die sehr schnell auch sehr zutraulich wurde und von ganz allein über uns und unseren Kürschrank her fielen. Da fiel mein jeweiliger Freund gar nicht weiter auf.

Wenn ich jedoch mit meinen mal allein war, würde mir schon recht unmisverständlich klar gemacht, wenn ein junger Mann nicht genehm war. Das kam aber nur einmal vor... und im Nachhinein muss ich ihnen wild nickend Recht geben. Der Typ war furchtbar!

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mit meinen eltern war das immer so ein ding. ich habe meine freunde meist gar nicht erst angeschleppt. wenn, dann lief es aber immer gleich: mein papa verschanzte sich im wohnzimmer, in der geheiligten stube, in die sich meine jeweils aktuellen gar nie getraut hätten. meine mutter passte die opfer immer gleich im flur ab, bot ihnen zu essen und zu trinken an und erzählte intime details aus meinen peinlichsten momenten (inklusive fotos). nach dem totaldelirium und abziehen des aktuellen wurde der dann kommentiert. meistens fing es an: "dass der dir gefällt!" ich: "hmmmm..." wenn er normal schlank war: "der schaut ja aus wie wennste n hemd übern kleiderbügel hängst!" wenn er durchtrainiert war: "der ist ja ganz schön proper, dass du sowas magst!" wenn er südländisch aussah: "ist das ein mischling?" (nein, er ist kein hund.) "na also ich weiß nicht... die hamm doch krankheiten, da in indien oder so... dass du dich da nicht ansteckst!"
mein papa schwieg zu diesem thema. nur einmal - ich war 17 - sollte mein langjähriger freund bei uns schlafen. dafür wurde uns der dachboden mit der couch zur verfügung gestellt. da meinte er: "also das wär mir aber nicht recht, wenn ich mir heute nacht denken müsste, dass ihr da oben dann was macht!" also keuschheitsgelübde abgelegt, dafür wild auf dem couchtisch gevögelt.
derselbe freund begleitete mich dann eines nachts bis in den hausflur, um mich noch zu verabschieden. mein papa stürmte daraufhin im schlafanzug die treppe runter, stürzte sich brüllend zwischen uns und war meinen damaligen raus. vier tage krieg und hass mit meinem vater.

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Da haben es sich meine Eltern leichter gemacht: Bei mir durften grundsätzlich keine jungen Männer übernachten. Und Umgekehrt durfte ich das auch nur ganz selten.

Dafür gab es auch nie so einen Stress... zumindest hatte ich den nicht. Meine Schwester stritt deutlich mehr und deutlich lauter mit ihnen.

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recording time: 6889 Tage
last track: 2014/01/25 19:09
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