Samstag, 3. Juni 2006
Banal
Oft beschäftige ich mich mit ganz banalen Dingen wie Schlafen, Essen, Lesen, Musik hören, Arbeiten, Lieben, Latainvokabeln abfragen, hinter der Matheübungen her sein, Duschen, Kochen, Telefonieren, Toilette-Sitzen, Radio Hören, Konzerte besuchen, Internetten, Streiten, Kuscheln undsoweiterundsofort. Vieles davon tue ich täglich und das meiste erwähne ich in Gesprächen in weiter. Ich neige wenig dazu anderen Menschen mitzuteilen, wie meine letzte Verdauung war. Und wenn mein Alltag von diesen Dingen sehr sehr schrecklich eingenommen ist, habe ich wenn ich andere Menschen treffe nicht allzuviel zu erzählen - oder eben nur banales, dass nicht wirklich die Tiefen und Wichtigen Dinge des Lebens erklärt. Das kommt ja mal vor und ich finde es nicht schlimm, wenn es anderen auch so geht. Man kann ja lästern - das ist gegenwartsbezogener und fast jederzeit möglich.

Meine Schwester ist ein total intensiver Mensch. Jeden Tag geht sie in ihrer Kunst auf und macht sich unglaublich tiefschürfende Gedanken zum Leben und Sein. Sie teilt diese Gedanken nur nie mit. Sie meckert höchstens wenn Menschen in einer Gruppe nur über die zuletzt verblühten Blumen eines Gartens reden und sich nicht mit ihr und ihren vielzähligen Problemen befassen.

Sie hat verlernt glücklich zu sein.

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(Hm. Sind Sie, die Sie mit den Füßen auf dem Boden stehen, etwa kein intensiver Mensch?)

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Meine Schwester sagt, dass ich das nicht sei, weil ich mich über banale Dinge freuen und mich damit beschäftigen kann. Für mich sind es wichtige Kleinigkeiten am Rande des Alltags, über die ich mich (intensiv) freue.

(Ich ärgere mich nur gerade über ihre so bescheuerte Bemerkung. Ich weiß, dass sie kein Recht hat.)

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Total intensive Menschen kommen mir auch fatal bekannt vor, allerdings im Unterschied zu Ihrer Schwester mit der Tendenz, alles auch total intensiv zu zerreden und vor lauter Reden und Grübeln nicht mehr zum Tun zu kommen. Anders Veranlagte werden dann gerne als "oberflächlich" bezeichnet. Ihr letzter Satz trifft den Nagel auf den Kopf.

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Ich bin mir nicht sicher, ob mir diese Menschen leid tun, oder ob sie mir auf die Nerven gehen.

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Immer öfter Letzteres, wenn nämlich auch noch eine gehörige Portion Selbstgerechtigkeit dazu kommt.

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ich neige ja auch dazu, mir den kopf zu zerbrechen und über das unabänderliche, weltumfassende zu grübeln, von der klimakatastrophe über die regierungssituation bis hin zu theorien über kulturphänomene, zwischenmenschliche verhaltensweisen, etc. ich finde auch, dass das unglücklich macht. am unglücklichsten bin ich, wenn ich mich selber ansehe: ungewisse zukunft, immer am rande des finanziellen ruins, eine handvoll voll neurotischer freunde und keine partnerschaft. auch darüber grüble ich dann endlos und lande so samstag abend um halb sieben heulend im bett, anstatt meine neurotischen freunde zusammenzutrommeln und ein bisschen blöd feiern zu gehen. manchmal wäre leben schöner als nur darüber nachzudenken. aber manche leute sind so gepolt...

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Kann man seine Ratio nicht davon überzeugen, dass es besser wäre manche Dinge einfach hinzunehmen und sich auf die schönen Dinge des Lebens zu konzentrieren und zu lachen?

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Die Ratio will das nicht. In der Zeit des Hinnehmens wäre sie ja überflüssig. Man muss dem Bauch(gefühl) mehr Freiheit geben.

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Ich denke,
es geht beides. Intensives Nachdenken muss nicht in die Leblosigkeit führen. Kommt auch ein wenig auf das Denken an. Auf die Motivation dazu. Und das Ergebnis. Das Denken kann den Bauch in den Sternenhimmel führen, wo er dann weitermacht. Oder eben auch in die letzte Ecke des biographischen Unrats Unglücks.

Mich ärgern da eher die bewusst gesuchten Extreme. Und zwar beide.
Wichtig ist aber auch der Punkt, wo Denken und Bauch sich (oft wie heimlich abgesprochen) abwechseln. Den Punkt genau getroffen - und alles ist wunderbar. Den Punkt verfehlt - und es wird, ähm, interessant ... :o)

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Das ist eine sehr weise und schöne Einleitung zum Pfingstsonntag, Herr Kuhlumbus. Die Mischung macht's.

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:o)
Der Mensch neigt (das Denken kann's erklären) häufig zum Rückzug in die Extreme. Die Wahrheit liegt sehr oft in der Mitte. Ungeschützt und unspektakulär. Es macht schon viel aus, das nicht immer als kompliziert und lästig zu begreifen. Sondern auch als Angebot von bunten und offenen Optionen. Von Füllstoff für die Seele, Füllstoff jeder Art.

Das muss man nicht selten erst unter Schmerzen erlernen. Manche lernen es nie. Und leben trotzdem.
Sicher, zwischen den Stühlen zu leben ist manchmal eine Art von Obdachlosigkeit. Nicht immer einfach, sich dort einzurichten.
Aber zu glauben, man sei auf einem gradlinigen und zielgerichteten Weg, liegt oft daran, dass man eben in einer Sackgasse ist.

So, und nu Schluss mit dem Wort zum Sonntag. Mein Bauch übernimmt das Kommando und jagt mich in die Küche ... :o)

Und mein Denken seufzt noch ein letztes Mal: Nicht schon wieder was Gebratenes! Da ist so viel Ungesundes ... Aber dann ist es still. Und zwinkert noch einmal kurz. Schlitzohr. ;o)

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Richtig. Die MItte tut dem Menschen oft sehr gut. Sie ist beruhigend und hier kann man seinem Leben meist einfacher die gewünschten Richtungen geben, als wenn man sich in extremen Seitenarmen des Lebensflusses bewegt. Natürlich fällt man hier wesentlich mehr auf, weil weniger Leute unterwegs sind. Deswegen wird man oft als "total cool" empfunden. Daß der Extremist selbst aber gleichzeitig auch erbarmunglos intolerant ist, wird erst mal oft vergessen. Er selbst weiß das oft gar nicht. Intoleranz ist für die meisten Freuden und Freunde des Lebens aber eher abträglich.

Gebratenes um 10:31 Uhr? Zum Frühstück? Da lasse ich eher Rühr- oder Spiegelei mit Speck gelten. Oder sind die ein so früher Aufsteher, dass sie um 10:31 Uhr die Vorbereitungen für das Mittagessen beginnen? Oder sind Sie Brite, der morgens ein paar gebratene Sausages braucht?

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Am Ende der Sackgasse angekommen
werden einige schon allein deshalb extrem intolerant, weil sie sich vor anderen für diese (Fehl-)Entscheidung rechtfertigen wollen. Oder weil sie meinen, auch die anderen sollten ihnen jetzt gefälligst hinterherlaufen. Dann ist man zumindest nicht mehr so einsam dort ... :o)

Frühstück war schon ne Weile vorher. Esse im Moment das inzwischen Vorbereitete, Ungesunde. Bin aber durchaus Freund von morgendlicher Deftigkeit. Es gibt genug andere Gründe, Intoleranz gegenüber den Engländern zu pflegen, als Sausages zum Frühstück ... :o)

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Wahrscheinlich haben Sie recht. Schlimm das.

... auf jeden Fall wünsche ich guten Appetit gehabt zu haben... ;o)

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don´t let it bring you down.

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Ach Glam ... thank you darling!

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Aber liebe diagonale,
das was Du da beschreibst ist doch das Leben. Nicht mehr und nicht weniger. Ich empfinde es herzerfrischend, normal zu sein.;-)

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Cabman, ich weiß das ja. Ich ärgere mich aber eben doch über diese selbstherrliche, allesumfassende Weisheit, die mir aufgedrückt werden soll. Ich hasse es, als Blödchen hingestellt zu werden. Wieder mal nur die kleine Schwester, das Nesthäkchen, dass vom Leben keine Ahnung haben soll.
Lustigerweise bin ich beruflich wie privat am erfolgreichsten, was mein Lebensglück und meine Lebensfreude angeht. Aber das wird im nächsten Moment ja nur wieder negativ als Naivität ausgelegt. Ich habe ja noch nie gewusst, iwe schreckich die Welt eigendlich ist.

Dennoch war ich heute doch mal wieder bei meiner Schwester. Ungewohnter Weise haben wie von 2,5 Stunden 1,5 Stunden lang Tränen gelacht. Es war so banal und belanglos, dass ich nicht mal mehr genau weiß worüber eigentlich.

Aber das spielt ja auch keine Rolle.

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Siehste, weiter so. Ich kann Dir sagen, dass ich als "Grosser Bruder" dat och nicht leicht habe. Denn nach Aussagen meiner lieben Familie, habe ich es ja eh immer einfacher gehabt und das Lernen viel mir leichter und Glück hatte ich mehr und bla bla bla. Alles Dinge für die ich nichts kann, der Rest ist schier Arbeit.
Ich glaube viele (besonders meine Schwester)vergessen heute, dass man auch arbeiten muss. Von Nichts kommt bekanntlich auch Nichts, oder?
Meine Welt ist eigentlich nicht schrecklich. Kannst ja mit einziehen;-)

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Es ist wenig davon abhängig ob die Schwester (oder meinetwegen auch Bruder) älter oder jünger ist. Es gibt immer so 'ne, die die Arbeit nicht erfunden haben und einem die Verdienste aber neiden udn nicht verstehen, dass man auch so manches dafür tut. Besonders schlimm finden die das sogar noch, wenn es einem richtig Spaß macht! Man darf nicht Geld verdienen mit einem Job, den man gerne tut.

Meine Welt ist auch gar nicht so schrecklich. Nur meine Schwester manchmal. Aber ich übe ja seit 2 Jahren mehr oder weniger erfolgreich mich mehr und mehr abzugrenzen und öfters auch mal "Nein" zu sagen. Dann ist alles gut.

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Die Auseinandersetzungen darüber,
dass mein Suchen nach Lachen fehlende Ernsthaftigkeit sei, und mein Suchen nach Freude auch im Job letztendlich Verantwortungslosigkeit, stehen für den schmerzhaftesten Teil meines Lebens.
Am Ende dieser Zeit stand eine Trennung. Auch von den Kindern. Die mich heute umso mehr für das lieben, was ich ihnen über den Umgang mit dem Leben weitergeben durfte. Und immer noch darf. Respekt vor dem Lachen, dem Spaß, dem kleinen Glück inklusive.

Hm, bin bissl melancholisch heut, weil ich nun endlich wieder meinen Lieblingssänger höre und sehe. Nach dem Ende von Selig und Zinoba. Jetzt mit Tempeau (auf Video klicken). Aber trotzdem unverwechselbar. Einfach schön! :o)

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Ach, melancholisieren Sie hier ruhig ein bisschen rum. Ich mag die Melancholie. Sie ist ein schönes Gefühl.

Morgen werde ich hören. Heute hatte ich schon genug auf die Ohren. ;o))

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Sie ist die Beste eigentlich. Deswegen mag ich auch den Herbst.

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@cabman
Dann klick mal. :o)

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Extra Fein!! Vielen Dank, schöner Tipp, passt sehr gut zu meiner derzeitigen Stimmungslage!

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Als
ich aktuell in deiner Stimmung war, hab ich kiloweise Selig (Jan Plewka) gehört. Waren für mich eigentlich die deutschen U2. Seitdem ist diese Art Musik irgendwie ein Teil von mir ... :o)

@diagonale: Sorry für das exzessive Rumschwätzen unter Gästen. Bin schon stille ... :o)

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Ich habe gerne Gäste. Plaudert ruhig weiter! Ich setz mich dazu und lausche, ja?

Werde langsam müde. Aber lasst Euch davon nicht stören...

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recording time: 6890 Tage
last track: 2014/01/25 19:09
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Ich bin auch gern hier....
Ich bin auch gern hier. Es fühlt so geborgen an....
by diagonale (2014/01/25 19:09)
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