Sonntag, 26. Juli 2009
Finale?
Klinisch gesund wurde mein Vater gestern aus dem Krankenhaus entlassen. Dennoch weigert er sich weiter sehr vehement, Flüssigkeit oder Nahrung zu sich zu nehmen. Und seine Medikamente nimmt er erst recht nicht. Das bedeutet, dass er häufiger mal schmerzhafte Blasenkrämpfe bekommt. Das bedeutet auch, dass die Pflege kaum möglich ist, weil er sich völlig dagegen sperrt. Er spricht von Einsamkeit und Schwäche und scheint zumeist ganz da zu sein.

Eine Pflegerin sagte meiner Mutter heute ganz offen, dass das der Anfang vom Ende sein könnte. Ich bin froh, dass sie (die ohnehin eine unserer Lieblingspflegerinnen ist), den Tod so offen anspricht.

Wir weinen viel und überlegen, ihn für die letzte Zeit nach hause zu holen und ob wir das emotional, kraftmäßig und logistisch hin bekommen.

Schrecklich finde ich, dass G. nicht da ist. Er ist zwar keine große Hilfe aber doch auf jeden Fall eine Stütze. Aber wer konnte das vorher wissen... ?

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In diesem Fall kann ich recht gut nachvollziehen, was in Dir vorgeht: meine Großmutter hatte sich bei einem Sturz den Oberschenkelhals gebrochen. Es war offensichtlich, dass sie ihr Apartment in der betreuten Wohnanlage aufgeben musste, weil sie sich absolut nicht mehr selbst versorgen konnte. Es war wohl für sie ein absolut unerträglicher Gedanke, von jetzt an ständig auf fremde Hilfe angewiesen zu sein.
Als ich sie über die Distanz von über 1000 Kilometer anrief, um mich nach ihrem Befinden zu erkundigen, erhielt ich zur Antwort: "Ich habe keine Lust mehr."
Kaum ein paar Tage später war ihr Lebenswille endgültig erloschen.
Ich glaube, in manchen Dingen folgt der Mensch nur noch einem inneren Instinkt.
Ich hoffe allerdings von ganzem Herzen, dass G. rechtzeitig für die richtig schweren Stunden wieder zurück ist!

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Ja, es ist wohl ein innerer Instinkt, wenn der Körper Flüssigkeit und Nahrung nicht mehr zulassen will. Und ich denke auch, dass wir das akzeptieren lernen müssen.

Heute Nachmittag ging es allerdings mal wieder ein Stückchen aufwärts. Er aß Aprikosen und Trauben mit Genuss und dirigierte Doris Day. Er freute sich ganz offensichtlich, dass J. und ich vorbei kamen.

G. hat ein ganz schrecklich schlechtes Gewissen, dass er ausgerechnet jetzt weg ist. Wir haben heute einige SMS hin und her geschickt. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er rechtzeitig wieder da sein wird. Es wird noch einige Tage dauern...

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Die Weigerung, Nahrung zu sich zu nehmen, ist ein deutliches Zeichen. Wenn Sie erlauben: Dass er da ist und sich vehement und aktiv wehrt, darf Ihnen die Sicherheit und den Mut geben, seinem Wunsch zu entsprechen. Schenken Sie ihm das, trauen Sie sich das, das wünsche ich Ihnen.

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So sehen wir das auch. Dennoch bieten wir ihm natürlich immer wieder kleine Happen an. Und heute hat er die Aprikosen und Trauben wirklich mit Genuss gegessen. Aber wir werden ihn zu nichts zwingen. Und auch eine Magensonde kommt ganz und gar nicht in Frage. Die will er nicht, das hat er schon vor 12 Jahren in einem Patiententestament festgehalten und uns allen mehrfach gesagt. Abgesehen davon wollen wir auch keinen lebenden Toten. Dennoch steckt uns dabei immer dieser Kloß im Hals...

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Ich wünsche Ihnen viel Kraft !

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Sehr verständlich, der Kloß im Hals... wie schwer ist eine solche Situation.

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das kann schnell gehen.
das stimmt.
mag sein dass es gut wäre.
ihn für die letzte zeit zu holen darf nicht die kräfte überfordern.
besser ist so oft es geht bei ihm zu sein.

alles gute, ihnen.

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Nach einem weiteren Gespräch mit meiner Mutter, halte ich es für recht unwahrscheinlich, dass sie ihn nochmal nach Hause holen wird. Sie ist schon sehr geschafft nacht den letzten Monaten.

Danke.

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Alles Gute! Schwierige Zeit. Man überlegt. Machen wir es so ... Oder lieber so ... Und meist macht man es dann richtig. So weit das eben geht.

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Und manchmal war es zumindest nicht falsch...

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Wir drücken Sie in Gedanken ganz doll!

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Sie alle?

Ui.

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Jawohl, alle auf einmal!

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Hach schön. Danke! :o)

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Ich wünsche Ihnen, daß Sie gut durch diese Zeit kommen, und ich wünsche Ihnen noch viele solcher gemeinsamen Doris-Day-Momente.

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Ich werde diese Doris-Day-, Dean-Martin-, Heinz-Rühmann- und Wasweißichnichnochalles-Momente haben, immer wenn ich die Musik höre. Dazu muss er gar nicht (mehr) dabei sein. Ich hoffe nur, ich zerfließe nicht jedes Mal ...

Danke.

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Ich wünsche ihnen viel Kraft für die kommende Zeit.
Sie schaffen das!

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Ja. Danke.

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wenn sie einen kaffee trinken wollen, sagen sie bescheid. wir sitzen in einem boot.
und das wird ihnen nicht helfen, aber: wir haetten uns so sehr gewuenscht, noch tschuess sagen zu koennen. und alles andere. und noch das eine foto zu machen. etc.

sicherlich ist das schwer, und das warten stelle ich mir furchtbar vor. aber wenn jemand morgens kerngesund aus dem haus geht und nicht mehr wiederkommt, kann man sich nicht einmal mehr verabschieden. nutzen sie die moeglichkeit, auch, wenn es schwer ist.

viel staerke.

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Ich glaube, es ist noch schlimmer, wenn man sich nicht verabschieden kann. Ich kann es Ihnen etwas nachempfinden.

Danke für das Angebot. Umgekehrt gilt es auch!

Ihnen selbiges.

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recording time: 6888 Tage
last track: 2014/01/25 19:09
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