Mittwoch, 17. Dezember 2008
Weiter bergauf... und dann wolang?
Mein Vater war heute wieder ein Stück besser drauf als gestern. Er ist kein einziges Mal mehr eingeschlafen, wobei ich auch dazu sagen muss, dass man ihm bis gestern Abend ein leichtes Sedativum gab, damit er freiwillig im Bett blieb.



Er vergisst, wegen seiner Demenz natürlich immer wieder, dass er überhaupt krank ist und wo er ist. Aber er plauderte heute viel über dieses und jenes, manches logisch, manches zusammenhanglos oder mir falschen Worten, so dass man den dahinter stehenden Sinn nicht verstehen konnte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass seine Gedankengänge sogar meistens irgendwie logisch sind. Aber leider benutzt er Worte mit falschen Sinn, so dass man als Zuhörer schon ziemlich gut folgen und kreativ sein muss. Das war aber auch schon vor seinem Schlaganfall vor drei Tagen so. Das ist eher ein Überbleibsel der Reihe kleiner Schlaganfälle vor drei Jahren. Zunächst war es damals noch viel viel schlimmer. Die ersten Wochen hatte er gar keine Worte mehr und man sah den Frust in seinen Augen. Dann kamen sie langsam wieder, jedoch mit verdrehtem Sinn. Doch auch das legte sich mit logopädischer Hilfe nach einigen Wochen eifriger Arbeit wieder... weitestgehend. Wenn er ausgeruht, entspannt und munter ist, ist es deutlich seltener, dass er etwas verdreht, als in Stresssituationen.
Seit einigen Monaten gibt es nun dieses Problem der Inkontinenz, was meinem Vater das Leben schwer macht. Windeln verweigert er total und wird extrem wütend beim bloßen Erwähenen des Wortes. Da er aber große Angst hat einzunässen, geht er sehr oft auf die Toilette. In schlimmen Zeiten vergehen zwischen den Toilettengängen keine 30 Minuten. Da er aber auch ein Prostata-Problem hat, dauert es eine Weile, bis er überhaupt Erfolg hat. Und bei all dem braucht er auch noch Hilfe, weil er seine Hosen nicht geöffnet oder herunter gezogen bekommt. Er empfindet das als sehr erniedrigend (was ich auch gut verstehen kann).
All dies und seine Wutanfälle machten meiner Mutter das Leben schwer... scheiße schwer.

Und nun? Nun sieht es zwar so aus, als würde mein Vater Schritt für Schritt zwar immer mobiler, aber das Toilettenproblem bleibt nachwievor bestehen. Also was wird? Soll oder kann mein Vater über Weihnachten ein paar Tage nach hause kommen und erst dann in Reha gehen? Ich bin mir sicher, wenn er einmal zuhause ist, ist er nicht mehr so leicht in eine Klinik zu bewegen. Man kann sich ja nicht darauf verlassen, dass er gleich wieder glauben wird, zuhause zu sein. Außerdem fragt man sich: Was für ein Weihnachtsfest wird das sein wenn immer 2 sich auf einer Toilette abkämpfen? Vor allem jetzt, wo mein Vater fast nichts mehr sieht? Und wie ist das nach der Reha?

Im Augenblick hat mein Vater einen Blasenkatheter, der dieses Problem auf diskrete Art und Weise löst. Er musst damit nicht auf die Toilette und ist deutich entspannter als sonst. Wenn sich jetzt noch im Laufe der nächsten Wochen sein Zustand bessert und das Toilettenproblem dauerhaft gelöst sein könnte, wäre es durchaus denkbar, dass mein Vater bald wieder nach hause kann....

Kann man So ein Problem lösen? Den Rest schaffen wird schon.

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Ein sehr rührendes Bild.

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Ja? Ich fürchte, ich kann es nicht beurteilen. Ich bin zu nah dran.
Kennen Sie das Problem?

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Ja, das Bild ist sehr liebe- und würdevoll.

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Das klingt ja schon viel, viel besser.

Leider weiss ich mich auch nicht, ob es eine diskrete Lösung für so ein Problem gibt.

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Ja, es ist wirklich schon viel besser geworden.

Ich hoffe nur, dass es heute erste Schritte in Richtung einer guten Lösung gibt.

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Eine Lösung weiß ich leider auch nicht. Nur - bei aller Anstrengung und Frustration, die das mit sich bringt - vielleicht ein paar ganz leicht positive Gedanken. Denn, so lange er sich noch darüber ärgert, Wutanfälle bekommt, über Windeln schimpft... das ist doch besser als wenn ihm alles wurscht wäre und ihn nicht mehr interessiert. Das ist doch sehr lebendig. Und die ewige Klorennerei - auch wieder bei allem Stress und aller Streiterei - tut ihm sicher auch (körperlich) gut. Er bleibt in Bewegung, die Koordination wird geübt, er lässt sich nicht hängen. Das ist doch gut nach einem Schlaganfall.

Hm?

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Wenn sich das mit dem Klogerenne und die Wutanfälle in einem gewissen Rahmen halten würde, sähe ich das genau wie Du. Dies ist aber leider nicht der Fall... zumindest war es das in den vergangenen Wochen nicht. Da meine Mutter mit ihm zuhause weitestgehend allein wäre, halte ich den vorherigen Zustand nicht für dauerhaft tragbar. Er hat keiner was davon, wenn meine Mutter darüber auch noch krank würde.
Mein Vater kann sehr sehr gemein und verletztend werden. Einem Altenpfleger schmeckt das schon nicht auf Dauer. Aber eine Ehefrau hält das nicht lange aus.
Die ständigen Klogänge machen einen Alltag nahezu unmöglich, so lange immer jemand mit muss.

Eigentlich hätte meine Mutter ja schon gerne eine Pflegekraft, die mit im Haus wohnt, was räumlich durchaus möglich wäre. Aber gibt es sowas überhaupt noch?

Wir brauchen Lösungen und Hilfe.

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nur ein gedicht.
ich denke an dich und wünsche euch allen viel kraft.

trost

siehst du ein menschenkind in tränen,
verhaltnes schluchzen in der brust,
so wolle ja nicht, ja nicht wähnen,
daß du mit worten trösten mußt.

vermeide es, ihn zu beraten;
geh weiter, aber sende dann
die liebe, die in stillen taten
ihm heimlich, heimlich helfen kann.

berührt ein kalter schall die wunde,
so schmerzt er nur und heilt sie nicht;
der trost wohnt nicht im leeren munde,
er ist des herzens tiefste pflicht.

vor einem wort am rechten orte
kehrt wohl der harm beruhigt um,
doch wahrer schmerz hat keine worte,
und auch der wahre trost ist stumm.

Karl May

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Da hatter Recht, der Karl.

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recording time: 6889 Tage
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