Freitag, 18. April 2008
Post-Elternsprechtag
Vielleicht sollte ich mir jetzt mal ein bisschen Mut oder Gelassenheit antrinken. Ich weiß noch nicht, was gerade nötiger wäre. Jedenfalls hatte ich eigentlich gedacht, ich könne meiner Tochter vertrauen und sie hätte schulisch so alles rundrum im Griff. Ich hatte auch gar nicht erwartet, nur Lob zu kassieren und in wohlwollend glänzende Lehreraugen gucken zu können. Aber so ein bisschen mehr Optimismus hatte ich von deren Seite schon erwartet. Einhellige Meinung: "Erstaunlich, dass sie zuweilen sogar recht ordentliche schriftliche Leistungen zeigt. Sie muss ein sehr gutes Auffassungsvermögen haben, dass sie so viel mitbekommt, denn im Unterricht wird nur gelangweilt aus dem Fenster geguckt oder gequatscht. Die Hausaufgaben sind lückenhaft oder kommen gar nicht. Meine Nachrichten an Sie kommen nie unterschrieben zurück und Klassenarbeitshefte kommen nur gelegentlich mal vor. Sie ist bei weitem nicht dumm. Nur hapert es seit einigen Monaten an ihrer Arbeitseinstellung. So kann es nicht weiter gehen, denn das was kommt reicht für eine Versetzung leider nicht aus.

Einziger Lichtblick war der Besuch bei der Biolehrerin, die ich zufälligerweise selbst früher im Bio-LK hatte und damals schon heiß und innig liebte. Wir sprachen 3 Minuten über meine Tochter, fanden eine taktische Lösung und plauderten dann über alte Zeiten und entdeckten, dass die Lehrerin manchmal mit meinen Sozusagen-Ex-Schwiegereltern wandern geht. Und auch, dass ich ihr manchmal mit einigen Produkten meiner Firma aushelfen könnte. Langsam wurde es vor des Tür des Klassenraumes immer lauter, was für eine wachsende Warteschlange sprach. Ich sagte, ich müsse nun wohl lieber mal gehen. Aber sie lachte mich nur mit leuchtenden Augen an und meinte: "Ach was, ihre Tochter ist eben ein besonders schwieriger Fall!"
Na danke, dachte ich mir. Das hab ich heute so ähnlich schon öfter gehört.

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Hmmm - habe ich bei Ihnen nicht kürzlich was von vielen gebläuten Berufsschulstunden gelesen?
Ich weiß, ist was anderes. Aber vielleicht rüttelt ja die drohende Ehrenrunde Ihre Tochter wach.

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Eine Ehrenrunde würde einen Schulverweis bedeuten. Sie hatte in dieser Stufe schon eine.

Ja, und es IST was anderes. Denn ich war damals wirklich gut und konnte mir das leisten. Ich erwarte ja gar nicht, dass sie den ganzen Tag über den Büchern hängt, so lange sie in der Schule solide Leistungen zeigt. Aber in dem jetzigen Zustand, kann sie sich Schlendrian nicht leisten. Abgesehen ist sie 14 und ich war 18. Ich finde, es geht zu früh los.

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Sie haben absolut Recht, zumal bei den möglichen Konsequenzen... Leider kommt man an 14-Jährige so schlecht ran. Mein großes Patenkind ist auch in dem Alter, und ich bin in ihren Augen definitiv eine Vertreterin einer anderen (und sehr fremden) Spezies. Viel Glück.

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Ja, schwierig.
Ich war in dem Alter genauso, mit dem kleinen Unterschied, dass meine Versetzung nie ernstlich gefährdet war. Aber den ganzen Sermon von wegen, wir erreichen Ihren Sohn irgendwie nicht, er macht, was er will, durfte sich meine Mutter auch oft genug anhören.

Aber nachdem, wie es sich hier darstellt, muss Ihre Tochter echt was tun. Und Berufsschule und Gymnasium, das kann man wirklich nicht vergleichen. Wenn man im Gymnasium nicht der komplette Totalversager war, konnte man die Berufsschule (zumindest im kaufmännischen Bereich, wo ich mal Einblick hatte) auf einer halben Ar***backe absitzen.

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Ich selbst war ja auch so. Und deswegen habe ich wahrscheinlich auch immer viel zu viel Verständnis gezeigt. Aber ich wusste auch immer, wo meine Grenzen ligen. Im 2 HJ war ich immer der absolute Musterschüler und steigerte meine Leistungen in fast jedem Fach und fast eine Note. Das hat immer gereicht. Ich wünschte, meine Tochter wäre auch schon so weit.

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lassen sie das mädchen so weiter machen, schliesslich leben sie etwas anderes vor.
es hört sich heftig an, ich weiss.
es geht aber nur so.

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Wenn die schriftlichen Leistungen trotz allem "überraschend" gut sind UND sie eine gute Auffassungsgabe hat UND keine Hausaufgaben macht, würd ich sie mal den mensa spieltest oder einen vergleichbaren machen lassen.

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@pappnase: Und sie von der Schule fliegen lassen? Das kann ich nicht.

@apfelhexe: Sie ist sicher nicht dumm. Aber ich glaube nicht, dass sie hochbegabt ist. Außerdem würde sie sich sicher heftig dagegen wehren. Sie will nämlich nicht schlau sein. Sie will cool sein.

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Eben. Spieltest kostet übrigens nichts, nur ein bisschen Zeit und ist ziemlich cool.

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Die Pubertät richtet schon Wüstes an in den Köpfen. Irgendwann ist es vorbei, und es sind ganz normale Menschen geworden. Doch bis dahin muss man es aushalten, die Eltern müssen das , die Lehrer auch.
Bleiben Sie einfach konsquent, liebevoll, humorvoll und konsequent.
Wenn es ein muss, nehmen Sie einfach die Computerkabel mit zur Arbeit, oder versprechen was Besonderes für gute Noten.Konzertkarten, Klamotten. Manchmal sind sie ja käuflich, auch wenn sie sonst für eine gewisse Zeit keinen Bodenkontakt mehr haben.
Ich beneide Sie nicht :-))

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recording time: 6889 Tage
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